In aller Freundschaft

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Die Überschrift ist nicht bloß der Titel einer erfolgreichen TV-Serie, sondern auch eine gängige Floskel, mit der man bisweilen eine barsche Botschaft liebevoll einleitet und entschärft. So eindeutig und vertraut die Bedeutung dieser Phrase ist, über ihre innere Struktur lässt sich trefflich streiten. Ist aller ein Dativ und mit dem Substantiv übereingestimmt (wie "in aller Öffentlichkeit") oder Genitiv der Mehrzahl (vgl. "in aller Namen")? Durchaus keine triviale Frage: Denn auch die Deutung "in Freundschaft mit allen" ergäbe einen guten Sinn.

Apropos Genitiv Plural: Der liegt in Ausdrücken wie Wiener Schnitzel, Wiener Walzer oder Wiener Philharmoniker vor. Sie lassen sich also mit "Schnitzel der Wiener" usw. umschreiben. Würde es sich um ein echtes Adjektiv handeln wie bei wienerisch, dann müsste es sich in Geschlecht und Zahl dem jeweiligen Substantiv anpassen. So aber bleibt die Wortform Wiener in allen Beispielen konstant, ähnlich wie bei Peters Freunde oder Österreichs Kultur.

Spannend ist eine dritte, im Alltag geläufige Konstruktion. Ein Ausdruck wie dem Vater sein Bier gilt als Dialektvariante des hochsprachlichen des Vaters Bier (bzw. das Bier des Vaters).

Wie kommt es zu dieser Konkurrenz? Echte Fehler sind in der Umgangssprache selten; meist handelt es sich um Umdeutungen älterer Muster, wie wohl auch hier. Am Satz "Gebt dem Vater sein Bier" hätte auch der strengste, Deutschmeister' nichts auszusetzen. Fasst man die beiden Ergänzungen zur Phrase "dem Vater sein Bier" zusammen und setzt sie frei, so verfestigt sie sich für den Sprecher zu einer alternativen Bezeichnung von Besitz und Zugehörigkeit.

Die Probe aufs Exempel: "Helft dem Bischof seine Kirche bauen!" gestattet zwei Satzanalysen. Liegt die Schnittstelle nach dem Dativ, so folgt darauf die nähere Bestimmung der Hilfe. Die andere Lesart aber schafft mit der Fügung "dem Bischof seine Kirche" jene populäre Redeweise, von der wir ausgegangen sind.

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