In Brüssel steht ein Telefon

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Von Diplomaten in Brüssel hört man, über die europäischen Verirrungen unseres Bundeskanzlers würden in der EU-Hauptstadt ab und an „laut geschmunzelt“. Soweit wollen wir nicht gehen. Die Fakten: Wochenlang hatte Werner Faymann gegen Wilhelm Molterer als EU-Kommissar gemauert. Gnadenhalber nominierte die ÖVP Johannes Hahn, mit der Konsequenz, dass Österreich statt wichtiger Landwirtschaftsagenden nun ein Fliegenressort erhalten dürfte.

Damit nicht genug, muss sich Faymann auch noch vorwerfen lassen, er habe seinen Amts-Vorgänger Alfred Gusenbauer sehr hartnäckig nicht als EU-Außenminister propagiert. Das profil kritisierte die „Gusenbauer-nie-gehört–Strategie“ des Regierungschefs hart und zitierte dazu Quellen, wie etwa die Sprecherin des derzeitigen EU-Außenbeauftragten Solana, die Gusenbauers Namen als „auf den gängigsten“ Kandidatenlisten befindlich bestätige.

Im Kanzleramt, so heißt es, liefen daraufhin die Telefone heiß und die Empörung schlug hohe Wellen – bis ins ferne Dänemark zum Chef der europäischen Sozialdemokraten Paul Nyrup Rasmussen. Dieser soll ja gemeinsam mit Faymann und dem spanischen Premier Zapatero die Suche nach dem EU-Außenminister vorantreiben. Und dann geschah Unerhörtes: Am Dienstag rief Rasmussen höchstselbst im ORF-Büro Brüssel an, um der verdutzten Korrespondentin zu versichern, dass der Name Gusenbauer nie auf einer Kandidatenliste für den EU-Außenminister gestanden habe. Wir sehen also: Die internationale Solidarität unter Politikern lebt!

Außerdem wäre geklärt, was Faymann und Rasmussen tun, während sie einen EU-Außenminister suchen sollten: Sie versuchen, Gusenbauer nicht zu finden. Und es steht fest, dass der Englischkurs des Kanzlers, von dem die Krone jüngst berichtete, erste Früchte trägt: „Hello Paul, Werner from Vienna speaking, I have problems with Gusi and ugly journalists ...“ Geht doch tadellos!

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