In der Welt der Chassiden

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Auch heute können Filme noch einen Einblick in Welten bieten, die Außenstehenden sonst verschlossen bleiben. So nutzt der Dokumentarfilmer Joshua Z. Weinstein in seinem Spielfilmdebüt "Menashe" eine Vater-Sohn-Geschichte, um den Zuschauer mit ethnografischem Blick in Alltag und Riten der streng orthodoxen chassidischen Gemeinde von Borough Park in Brooklyn, New York zu entführen.

Im Zentrum des weitgehend auf Jiddisch und mit Laienschauspielern an Originalschauplätzen gedrehten Films steht der etwas tollpatschige Supermarktangestellte Menashe, der von der Gemeinde mehr belacht als wirklich akzeptiert wird. Menashe bringt aber nicht nur sein Leben nicht richtig auf die Reihe, sondern hält sich auch nicht an die strengen Regeln, nimmt es nicht so genau mit den Kleidervorschriften und trinkt auch gerne mal Alkohol mit seinen hispanischen Arbeitskollegen. Weil er seit einem Jahr verwitwet ist, darf auch sein elfjähriger Sohn Rieven nicht bei ihm leben, da Kinder nach Gemeinderegeln von beiden Elternteilen erzogen werden müssen. Mit einer neuen Ehe könnte er Rieven zwar zurückholen,doch der Suche nach einer Partnerin durch die Gemeinde widersetzt er sich.

Ganz selbstverständlich fließen in dieser zurückhaltend inszenierten Tragikomödie, die in groben Zügen auf der Lebensgeschichte des Hauptdarstellers Menashe Lustig beruht, dokumentarische Beobachtung und Spielfilmhandlung ineinander. Die Sympathie des liberalen New Yorker Juden Weinstein gehört dabei eindeutig seinem Protagonisten. Er zeichnet ihn zwar als Mann mit Schwächen, doch lässt er im warmherzigen Blick stets die Liebe des Vaters zu seinem Sohn spüren. Aber auch der Blick auf die chassidische Gemeinde, in der Handys, Computer und Fernseher verboten sind, ist frei von Polemik. Statt zu kritisieren, setzt Weinstein auf feinfühlige Beobachtung und eine Menschlichkeit, die bewegt. Gleichzeitig wird dabei aber auch beiläufig zur Diskussion gestellt, ob tiefe Vaterliebe nicht über gesellschaftliche Regeln zu stellen ist und Selbstbestimmung nicht Vorrang vor der Gemeinschaft hat.

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