In der Wüste der Realität (I)

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Dem US-Erfinder und Zukunftsdenker Ray Kurzweil ist etwas Interessantes aufgefallen: Die Komplexität der Welt wächst exponentiell. Und das unabhängig von Krieg oder Wirtschaftskrise. Man kann die Beschleunigung der Komplexität sogar als über dem menschlichen Einfluss stehend verstehen -als Entwicklung des Lebens selbst. Denn auch diese Entwicklung verläuft exponentiell: Wenn wir die Geschichte unseres Planeten auf einen einzigen Tag komprimieren würden, so Kurzweil, dann wäre die Erde den ganzen Tag über wüst und leer und die Säugetiere würden gerade einmal 20 Minuten vor Mitternacht auftauchen. Der Mensch exakt um 23.58 Uhr und 53 Sekunden. Auch der evolutionäre Fortschritt ist also exponentiell.

Auch in menschlicher Hinsicht: In den 200.000 Jahren, seit es den Homo sapiens sapiens gibt, brauchte es 190.000 Jahre, um sich an die Spitze der Nahrungskette emporzuarbeiten. Und es war erst in den letzten 10.000 Jahren, dass unsere Spezies nicht nur gelernt hat, Nahrung zu sammeln, sondern sie auch zu produzieren. Wir domestizierten Tiere, wir domestizierten das Land. Erst vor 6.000 Jahren lernten wir, Metall zu nutzen, vor 5.000 Jahren haben wir Lesen und Schreiben gelernt. Die dritte Revolution begann erst vor 300 Jahren, mit der Erfindung der Dampfmaschine. Von da an entwickelte sich die Menschheit zur einzigen Spezies, der es möglich wäre, den Planeten zu zerstören.

Und nun also die digitale Revolution. Es ist eine Revolution, die so schnell vonstatten ging, dass es uns beinahe gar nicht aufgefallen wäre. Hier ist ein Beispiel, an das man sich aber vermutlich erinnern wird. Pokemon Go wurde am 6. Juni 2016 vorgestellt und eroberte innerhalb von sechs Wochen die Welt. Es war der Tag, an dem wir die Tore zur erweiterten Realität öffneten. Davon in der nächsten Kolumne mehr.

Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag

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