In der Wurzel zusammengehörig

Schönheit und Güte, Kunst und Religion, gehören in ihrer Wurzel zusammen. Der Prophet Mohammed sagte einst: "Gott ist schön und liebt das Schöne.“ Schönheit und Güte haben nach islamischem Glauben denselben Ursprung, nämlich Gott selbst. Güte ohne Schönheit reduziert Religion auf Funktionalität, auf Erziehungseffekte. Und Schönheit ohne Güte, ohne Barmherzigkeit kann zu leerem, eitlem Luxus verkommen.

Für die Beziehung von Kunst und Religion bedeutet dies, dass es keineswegs um Instrumentalisierungen geht. Kunst wird von Religionen nicht deshalb gewürdigt, um durch sie Glaubenswahrheiten zu transportieren. Dennoch kann Kunst den Glauben fördern. Denn Kunst ist eine Form der Lebensäußerung, sie wendet sich der Lebenswirklichkeit zu und drückt dies in Harmonien oder auch in Dissonanzen aus. - Alhambra, die Stadtburg von Granada in Spanien, gehört zu den bedeutendsten Beispielen islamischer Kunst. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut und ist eine der in Europa meistbesuchten Sehenswürdigkeiten, und seit 1984 Weltkulturerbe.

Trotzdem hat in jüngster Zeit eine Reihe von Debatten die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Kunst erneut in den Vordergrund gerückt (Karikaturenstreit, Richter-Fenster im Kölner Dom). Lassen sich religiöse Tendenzen ausmachen, die Legitimität manches künstlerischen Schaffens hinterfragen? Sollen Religionen Kunst normieren? Die Frage nach dem Bilderverbot scheint diesbezüglich besonders interessant zu sein, da sich Religionen bzw. Konfessionen unterschiedlich zu bildlichen Darstellungen verhalten.

Es scheint auf jeden Fall eine Übereinkunft darüber zu geben, dass gewisse künstlerische Erscheinungen nach wie vor eine wichtige Rolle innerhalb der jeweiligen Religion, aber auch für den interreligiösen Dialog haben.

* Der Autor ist Prof. f. Islam. Religionspädagogik an der Uni Münster