In einem Meer aus Bewegung und Sprache

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Am Flughafen von Brüssel wandern gehetzte Menschen von einem Ort zum anderen, zielgerichtet den nächsten Termin, den nächsten Abflug vor sich. Mitten unter ihnen irrt ein verloren wirkender Ich-Erzähler herum, drei Stunden zu früh am Terminal, taucht er in den Strom aus Hektik und Betriebsamkeit ein und lässt sich und seine Gedanken darin treiben.

"Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen“ lautet der Titel dieser Erzählung des jungen Wiener Literaten Xaver Bayer, die im Schauspielhaus von der Choreografin Christine Gaigg zur Grundlage einer Tanz- und Sprachreise wird. Auf der Bühne ist Bayers Ich-Erzähler auf zwei Schauspieler aufgespalten (Nicola Kirsch, Thiemo Strutzenberger), die sich den großzügig angelegten offenen Theaterraum mit vier Tänzern teilen und gemeinsam in beeindruckender Bühnenpräsenz agieren. Während die Schauspieler ihr monströses Sprachkonvolut rezitieren, werden ihre Monologe von den Bewegungen der Tänzer rhythmisiert. Wie junge Tiere bewegen sich diese über den Bühnenboden, zuckend und schaukelnd, wie die Wellen eines unruhigen Gewässers. Text, Tanz, Klang und Licht sind als autonome Elemente angelegt und werden erst während der Aufführung zu einer gemeinsamen Performance verbunden. Gemeinsam mit der artifiziellen Klangspur schafft Gaigg die Möglichkeit für den Zuschauer, sich in völliger Entspannung in dieses Meer aus Körperbewegungen, Gedankenströmen und Handlungsbeschreibungen zu verlieren.

Dem Zeitfluss aus Effizienz und Gewinnsucht entflohen

Den Absurditäten des Flughafenalltags aus endlosen Einkaufsmeilen und den immer gleichen Restaurantketten begegnen die Ich-Erzähler mit der gleichen stoischen Ruhe wie den Erinnerungsketten an die letzte schmerzhafte Trennung oder den Beobachtungen über vorbeilaufende Business-Menschen. Die Ich-Erzähler werden am Ende doch nicht ins Flugzeug steigen und dem unerbittlichen Zeitfluss aus Effizienz und Gewinnsucht entfliehen. Gaigg hat die Textflut von Bayers Erzählung durch die Bewegungen der Tänzer strukturiert. Das erhöht die Aufmerksamkeit und macht den unüberschaubaren Assoziationsraum für den Zuschauer durchlässig und klar. Improvisationstanz und Schauspiel fließen bei dieser Inszenierung auf wunderbar leichte Weise ineinander.

Weitere Termine:

30., 31. März, 3., 4., 26., 27. April

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