In memoriam Laub

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Seine Texte in einem Band mit den Erinnerungen der Freunde.

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Seine Texte in einem Band mit den Erinnerungen der Freunde.

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Als Gabriel Laub einmal für das Magazin der "Frankfurter Allgemeinen" die Frage beantworten sollte, wie er sterben wolle, schrieb er: "Ganz plötzlich, bei der Rückkehr vom Mars im Jahre 2081!" Er hat es bekanntlich nicht ganz geschafft.

Nun erschien zu seinem Gedenken ein ganz besonderes Büchlein: Texte des Erinnerns an ihn von seinen Freunden, gemischt mit seinen eigenen. Zu verdanken ist dies Gerlind Fischer-Diehl, der langjährigen und treuen Lebensgefährtin Laubs, die den Kontakt mit den zahlreichen Freunden über den Tod des Autors aufrecht erhalten hat und diese einzigartige Sammlung mit viel Engagement ermöglicht hat.

Es wirkt wie ein Dialog, wenn Ulrich Schacht, der 1951 im DDR-Zuchthaus Hoheneck geboren wurde, wo seine Mutter aus politischen Gründen saß, meint, nach der Flucht vor Hitler und Stalin habe Laub die Rückkehr in ein halbwegs normales Leben sowieso vorkommen müssen wie eine Rückkehr vom Mars. Wenn derselbe den Genußmenschen Laub rühmt und dann gleich wieder Laub am Wort ist und sich bitter über die Leute beklagt, die ihn morgens um halb zehn anrufen, wenn er nach dem Schreiben einer überfälligen Rezension oder Glosse erst gegen fünf ins Bett gekommen ist, und ihn dann auch noch um sein bequemes Schriftstellerleben beneiden: "Gegen Spätschläfer - als Langschläfer kann man mich nicht bezeichnen, ich komme nur ab und zu auf volle sechs Stunden Schlaf - haben sich alle verschworen: Bauarbeiter und Telefonierer, Eilpostzusteller, Reklameverteiler, die immer mich erwischen, weil ich zu Hause bin, und einfach nette Leute, denen im Vorbeifahren die gute Idee kam, mit mir eine Tasse Tee zu trinken. Ich mache guten Tee."

Gabriel Laub war Satiriker, Aphoristiker, Glosseur, fallweise auch Meister des schwarzen Humors und stets Meister der kurzen Form. Er war außerdem, wie soviele Humoristen, ein Realist. Er nahm die Welt nicht nur so, wie sie ist - er stellte sie auch so dar. Etwa, wenn er zwei alte Griechen über den toten Sokrates reden und zu dem Schluß kommen läßt, ein gutes Mahl sei ihnen lieber als zehntausend Jahre Ruhm nach dem Tod, da dergleichen doch noch niemand erfahren habe. Die Liste der Freunde, die sich an Laub erinnern und im Buch über ihre Begegnungen mit ihm schreiben, reicht von Vitus B. Dröscher bis Günter Kunert, von Ingomar von Kieseritzky bis Andrzej Szczypiorski, von Siegfried Lenz bis Hans Eppendorfer.

Gabriel Laub - ein Lächeln zwischen den Zeilen Die schönsten Satiren mit Erinnerungen an den Freund Herausgeberin: Gerlind Fischer-Diehl Verlag Langen Müller, München 1999 206 Seiten, geb., öS 218,- Laub würde sich freuen. Doch von dergleichen hat ja noch niemand erfahren.

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