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Der Vorarlberger Komponist Richard Dünser zur Uraufführung seines Werkes "The Waste Land" bei den Bregenzer Festspielen: Über Kunst, Religion und Inspiration.

Die Furche: Am 28. Juli wird ein Werk Richard Dünsers bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt. Was bedeutet eine Uraufführung für den Komponisten?

Richard Dünser: Für mich ist es eine unglaublich tolle Sache, die dritte Uraufführung eines Orchesterwerkes mit den Wiener Symphonikern zu erleben. Ich habe gewusst, für welches Orchester ich das Werk schreibe, es ist auch ein Orchester, das ich wirklich gut kenne. Das ist schon etwas anderes, als wenn man sozusagen "anonym" komponiert hätte. Ich bin also sehr zuversichtlich, auch insofern, als ich einiges verlange, was die Symphoniker nicht jeden Tag machen: Die Bläser müssen Windgeräusche produzieren, die Streicher auf dem Korpus streichen.

Die Furche: Das Werk "The Waste Land", ein reines Instrumentalstück, basiert auf T.S. Eliots gleichnamigem Gedicht. Wie kann man sich hier die Relation Text/Musik vorstellen?

Dünser: Das Gedicht wird formbildend - eine Technik, die ich schon lange gepflogen habe. Die Metaphern aus der Literatur werden eingeschmolzen und führen im Rahmen der musikalischen Form ein eigenes Leben.

Die Furche: Was war für die Textwahl ausschlaggebend?

Dünser: Die Grundlage des Gedichts, die geistige Einbettung war für mich interessant: der Bezug auf den Parsival-Mythos, das Bild des Ödlandes, das Problem der Unfruchtbarkeit.

Die Furche: Ein Grundgedanke bei Eliot ist die Konfrontation von Leben und Tod - in gewissem Sinn auch ein religiöses Thema. Ist diese Schicht für die Komposition ebenfalls von Bedeutung?

Dünser: Sicherlich. Die grundlegenden Themata sind ja in Kunst und Religion ähnlich. Kunst hat ja beinahe immer etwas Religiöses, natürlich nie im dogmatischen Sinn. Der zweite Teil bezieht sich auf Verse aus Rimbauds "Ophélie": "So, weißes Traumbild, länger schon als tausend Jahre / Ophelia auf dem schwarzen Wasser traurig zieht".

Die Wasserleiche, die Schönheit und zugleich Trauer dieses Anblicks, hat mich unglaublich inspiriert. Genau in der Mitte der Komposition sieht man das schon, man erlebt die Schönheit dieses Augenblicks.

Die Furche: Ein Moment, wo die Zeit zum Stillstand kommt - könnte man da von einer metaphysischen Dimension sprechen?

Dünser: Ja, doch nicht nur das. Es wird ein höllischer, niederschmetternder, deprimierender Trauermarsch für Ophelia angestimmt, der sich bis ins Klanginferno, bis zum komplexen Schrei- klang steigert. Das Stück endet wirklich grauenvoll. Ich bin schon gespannt auf den Klang im Saal, auf das Publikum.

Die Furche: Was erwartet man sich als Komponist vom Publikum?

Dünser: Wie Eisler einmal gesagt hat, der Sänger soll freundlich singen, wünsche ich mir ein freundliches Publikum mit offenen Ohren. Natürlich hofft man auch, mehrmals die Chance zu haben, den Menschen etwas zu vermitteln, dass sie versuchen, sich mehrfach auf die Werke einzulassen.

Das Gespräch führte Susanne Kogler.

Richard Dünser: The Waste Land

Auftragswerk der Bregenzer Festspiele

Uraufführung: Bregenzer Festspiele 2003, 28. Juli 2003 Festspielhaus

Wiener Symphoniker

Dirigent: Jukka-Pekka Saraste

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