In Richtung Küste - und Tod

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Doppeldeutig ist der Titel von Christian Züberts Tragikomödie "Hin und weg". Einerseits spielt die Wendung auf die mehrtägige Radtour an, die eine Gruppe von Freunden jährlich unternimmt, andererseits aber vor allem auf den Sterbewunsch des an ALS erkrankten Hannes (Florian David Fitz). Weil er nicht langsam immer schwächer werden und schließlich nur noch dahinvegetieren will, hat er einen Termin für die Sterbehilfe in Belgien vereinbart. Eine Woche will er noch einmal mit seinen Freunden, die nichts von seiner Krankheit wissen, in Richtung Atlantikküste und Tod radeln. Als der wahre Grund der Reise dann doch bekannt wird, wollen zunächst alle aussteigen, erfüllen Hannes dann aber doch den letzten Wunsch der gemeinsamen Tour.

Manipulation durch die Dramaturgie

So ernst das Thema ist, so leichthändig ist Züberts ("Dreiviertelmond") Inszenierung. Von Beginn an schlägt er einen flotten Erzählton an und sorgt mit zahlreichen sanften Popsongs von Bands wie "Passenger" und "Boy" ebenso wie mit idyllischen Landschaftsaufnahmen für gute Stimmung. Die Bitterkeit von Krankheit und zu frühem Tod wird nicht beschönigt, aber durch den sicheren Wechsel zwischen gefühlvollen und komödiantischen Momenten umschifft Zübert sicher die Klippen der Rührseligkeit. So entwickelt sich dieses Roadmovie, das von einem lustvoll aufspielenden Ensemble (Jürgen Vogel, Julia Koschitz) getragen wird, weniger zu einem Film über das Sterben als vielmehr zu einer Feier der Freundschaft. Vorwerfen kann man "Hin und weg" freilich die kalkulierte Dramaturgie. Denn Zübert lässt dem Zuschauer keinen Freiraum, sondern setzt alle inszenatorischen Tricks ein, um ihn emotional zu vereinnahmen und zu manipulieren.

Hin und weg

D 2014, Regie: Christian Zübert. Mit Florian David Fitz, Julia Koschitz, Jürgen Vogel. Filmladen. 95 Min.

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