ABD0106 - © Foto: APA /Hochmuth

Hubert Feichtlbauer: In Trauer um ein Vorbild

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Der Doyen der katholischen Publizistik Österreichs und langjährige "Mr. FURCHE", Hubert Feichtlbauer, ist 85-jährig an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben.

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Der Doyen der katholischen Publizistik Österreichs und langjährige "Mr. FURCHE", Hubert Feichtlbauer, ist 85-jährig an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben.

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So wird er in Erinnerung bleiben: als Solitär in einem Beruf, der dem Phänomen 'Religion' weitgehend ratlos, distanziert und nicht selten überheblich gegenübersteht.

Nein, die Nachricht kam nicht unerwartet. Seit dem April 2016 wusste Hubert Feichtlbauer - und wussten die Freunde - von seiner Krebserkrankung. Zu groß war schon damals der Feind in seinem Körper. Am 23. September 2017 ist sein Leben im Diesseits zu Ende gegangen. In der Trauer um ihn treffen sich jetzt ungezählte Menschen in Staat, Kirche, Medien - und weit darüber hinaus.

"Ich habe mein ganzes Leben mit Blick auf den unausweichlichen Tod gelebt, der nie meine Stimmung getrübt oder gar meine Hoffnung auf einen guten Ausgang des großen Abenteuers Leben zerstört hätte", hat er geschrieben, als der Befund festgestanden ist.

Keine Furcht vor dem Ende

Um - ganz Feichtlbauer - hinzuzufügen: "Ich fürchte mich nicht vor dem Ende, hoffe aber auch, dass wir einander noch öfter als einmal in entspannter Heiterkeit in dieser schönen irdischen Welt treffen werden "

So war er: Gesellig, auch als ihm vieles schon schwergefallen ist. Von wacher Neugier über jeden geschenkten Tag. Und - um ihn noch einmal zu zitieren -"in unzerstörbarer Freundschaft", bis zuletzt.

Längst war sein Lebenswerk randvoll. Es hier - in "seiner" FURCHE - nachzuerzählen, ist kaum möglich und weitgehend überflüssig. Kein anderes "Biotop" kannte ihn besser als die Leser dieser Zeitung: als Chefredakteur, als Kolumnist, als guter Geist im Hintergrund. Auch als Buchautor, TV-Moderator, Kommentator.

Ein leidenschaftlicher Chronist der Zeitgeschichte, seit er, 23-jährig, mit seiner ersten Kamera-Box vor dem Belvedere dabei war, als Österreich frei wurde. Ein Weltbürger auch, der schon als 13-Jähriger im heimischen Obernberg (OÖ) seine erste, handgeschriebene englische "Zeitung" produzierte, später in den USA studierte und sich lebenslang allem Provinziellen verweigert hat.

Profunde Bildung und charakterfestes Christentum haben ihn auf dem oft sumpfigen Gelände des Journalismus zu einem Vorbild an Kompetenz und Fairness, Glaubwürdigkeit und Bescheidenheit werden lassen -zu einem Maßstab in einer Profession, die ihn dafür mit ungezählten Spitzenfunktionen und Ehrungen bedacht hat.

Ohne Enge und Intoleranz

Hubert Feichtlbauer war der bekannteste Exponent christlicher Publizistik, weit über unsere Grenzen hinaus. Katholisch geprägt, aber ohne konfessionelle Schranken, ohne Enge und Intoleranz, ohne blinden Fleck auch gegenüber den Schwächen und Katastrophen der eigenen Kirchengeschichte. Politik und Journalismus hat er für zentrale Felder der Nächstenliebe gehalten -weil beide über das Ich und das Du letztlich zum Wir führen.

So wird er uns in Erinnerung bleiben: als Solitär in einem Beruf, der dem Phänomen "Religion" heute weitgehend ratlos, distanziert und nicht selten überheblich gegenübersteht.

Mit dem Abschied von ihm wird die Frage nach seinen geistigen Erben in der Medienlandschaft von heute und morgen noch akuter.

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