In Wunden wühlen

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Ein Totentanz: "La Traviata" an der Wiener Volksoper.

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Ein Totentanz: "La Traviata" an der Wiener Volksoper.

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Ein Totentanz furchterregender Karnevalsfiguren, eine Sterbende, die sich im Delirium an ihre große Liebe zurückerinnert: Vom ersten Moment an ist Giuseppe Verdis "La Traviata" an der Wiener Volksoper von jener Tragik gezeichnet, die sonst erst im zweiten Akt des musikalischen Melodrams unter den meist opulenten Kostümen zu Tage tritt. Regisseur Hans Gratzer hingegen lässt in kahlen Bühnenbild nur mehr oder weniger bleiche Erinnerungen ein letztes Mal wiedererstehen. Konsequenterweise findet auch das Wiedersehen Violettas mit ihrem geliebten Alfredo nur in ihrer Fantasie statt.

Perfekt dazu passend Marc Piollets musikalische Interpretation: durch die "fröhlichen" Passagen rast er mit schier affenartiger Geschwindigkeit, um dann, wenn es ans Eingemachte geht, innezuhalten, tief Luft zu holen und dann langsam in den offenen Wunden der Emotionen zu wühlen. Selten hat man eine so dunkle "Traviata" zu Gehör bekommen.

Der dritte Eckpfeiler der ausgezeichneten Aufführung sind die Sänger, allen voran Victoria Loukianetz, die aus Violettas großer Arie im ersten Akt beinahe eine Wahnsinnszene Donizettischer Dimensionen macht. Auch Dario Schmunck als Alfredo und Viktor Massanyi als Vater liefern ausgezeichnete Leistungen ab.

Wenn, wie gemunkelt wird, Dominique Menthas Zukunft als Volksoperndirektor vom Erfolg dieser Aufführung abhing, so müsste man sich eigentlich nach diesem großen Publikums- und künstlerischen Erfolg um des Schweizers berufliches Überleben keine Sorgen mehr machen.

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