Inszenierter Mythos

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"Elisabeth - Schönheit für die Ewigkeit" in der Hofburg, in Schönbrunn und in der Hermesvilla.

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"Elisabeth - Schönheit für die Ewigkeit" in der Hofburg, in Schönbrunn und in der Hermesvilla.

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Sie war das Sinnbild königlicher, fast überirdischer Schönheit und Würde", schrieb Eugen Ketterl, der Leibkammerdiener Seiner Majestät Franz Joseph I. über dessen Gemahlin Elisabeth. Doch die Schönheit hatte ihren Preis. Sisi brauchte eine Stunde täglich, um ihre Taille auf 50 Zentimeter schnüren zu lassen. Ihre gertenschlanke Figur - sie wog bei 172 Zentimeter nur 48 bis 50 Kilogramm - erhielt sie sich durch gesundheitsschädigende Diäten, drei- mal täglich Gewichtskontrollen und viel Gymnastik, Fechten, Reiten. Sie ließ sich in ihre Kleider "einnähen" und unternahm zum Schrecken ihrer Begleiter sogar nächtliche Gewaltmärsche, um ihr Gewicht zu halten. Ihr langes und volles Haar, deren Pflege täglich zwei Stunden in Anspruch nahm, reichte zuletzt bis zu den Fersen. Ihre Friseuse Fanny Angerer fungierte bei verschiedenen Gelegenheiten auch als Doppelgängerin.

"Elisabeth - Schönheit für die Ewigkeit" betitelt sich die dreigeteilte Ausstellung in Wien anläßlich des 100. Todesjahres der Herrscherin. In der Hofburg und in Schönbrunn wurden die "Lebensräume" der Kaiserin "inszeniert", das heißt in den von ihr und ihrer Familie bewohnten Räumen wurden nach alten Aufnahmen die Möbel so aufgestellt, daß sie die Atmosphäre ihrer Bewohner heraufbeschwören. Immer wieder erstaunlich ist die bürgerliche Einfachheit eines Teiles des Habsburgischen Mobiliars ...

Bevor man in die Kaiserappartements in der Innenstadt hinaufsteigt, sollte man suchenden Auges durch die Hoftafel- und Silberkammer gehen: So gibt es von der Wiener Porzellanmanufaktur zwei Figurinen "Franz Joseph und Elisabeth in Gala" (1854) oder zwei Statuetten von Hermann Klotz (1906). Aus dem Besitz des Paares stammt auch ein "Thun'schen Weiss-Gold-Service" sowie ein ungarisches Steingutservice für die Kammermeierei von Sisi im Fasangarten in Schönbrunn. Hier wurden die Kühe gehalten, die die frische Milch lieferten. Weiters gibt es dort unter anderem Tafeltücher aus Leinendamast für die Yacht "Miramar", ein Seereise-Service von der Firma Arthur Krupp (1893) aus Alpakka-Silber mit dem Delphin der Villa Achilleion auf Korfu und Silberbesteck von L. Janesich (Triest, 1890er Jahre).

Das letzte Foto Die eigentliche Ausstellung in der Hofburg zeigt in Fotoreproduktionen und architektonischen Grundrissen die Wohnsitze und Lebensstationen. Dokumentiert sind auch ihre Reitausflüge nach England und Irland sowie ihr Salonwagen und das Leben an Bord der Yachten "Miramar" und "Greif". Zum Schluß das letzte Foto der "Comtesse de Hohenems" mit Hofdame Gräfin Irma Sztavay in Territet vom 3. September 1898 und schließlich der Plan des "Thatortes" in Genf am Quai du Mont-Blanc, nur 200 Meter vom Hotel Beau Rivage entfernt.

Im Arbeitszimmer des Kaisers sind zwei Winterhalter-Porträts: Elisabeth mit offenem Haar im Morgenlicht (eine Kopie von E. Riegele) und vor dem Abendhimmel. Laut Franz Joseph "die ersten ähnlichen Porträts". Im Großen Salon des Monarchen zwei Pendants von Franz Xaver Winterhalter. Er in Gala-Uniform und Elisabeth im weißen Abendkleid (1864) sowie ein weiteres Bild von Franz Russ (1860).

Das Appartement der Kaiserin besteht aus einem Schlafzimmer mit einem tagsüber wegzuschaffenden Bett, dem Großen Salon, wo sie mit ihrem Gemahl speiste und dem Toilette- und Turnzimmer mit den Ringen am Türpfosten. Fotos von ihrer Familie, verschiedene posthume Bilder, Büsten und Plastiken, ihre Fotoalben ergänzen die Sammlung. Die Täfelchen in der Hofburg sind leider für den Betrachter oft zu weit entfernt. Ein Umstand, der sich noch verbessern ließe.

In den Appartements von Schönbrunn sind Vitrinen mit persönlichen Objekten ausgestellt, wie die äußerst schmalen und langen Schuhleisten und ein schwarzer Seidenschuh, weiße Lederhandschuhe, eine schwarze Spitzenstola sowie einer jener berühmten Haarsterne, die sie auf dem Staatsporträt in der Hofburg trägt.

1886 schrieb Elisabeth ein dreistrophiges Gedicht. Der erste Vers ist wie eine Vorahnung auf ihren unvorhergesehenen Tod: "Keine Thränen wird man weinen,/ Wird nicht seufzen, wird nicht klagen;/ Fröhlich wird die Sonne scheinen/ Auch an meinen Sterbetagen." Als die Kaiserin am 10. September 1898 von Luigi Luccheni in Genf erstochen wurde, schien tatsächlich die Sonne und - man könnte es fast für ein Zeichen halten - ebenso am Eröffnungstag der Ausstellungen am 1. April.

In der Hermesvilla, dem für sie erbauten Jagdschloß und ihr Lieblingsaufenthaltsort in Wien, kann sich der Ausstellungsbesucher auf Spurensuche nach den verschiedenen Facetten einer Frau begeben. Als Hilfsmittel dienen die verschiedenen Gedichte Elisabeths. Das junge Mädchen, ihre Verehrung für Heine, ihre Reisen als Flucht vor dem Wiener Hof. Sie sah sich als Titania aus ihrem Lieblingsstück "Sommernachtstraum" und als Diana, nahm leidenschaftlich gern an Reitjagden teil. Im pompösen Schlafzimmer ein äußerst einfaches Nachthemd, im Turnzimmer die monumental wirkende Waage auf einem Podest und zu ebener Erde ein schwarzes Hofkleid neben der weißen Nachmittagstoilette der Katharina Schratt, die öfters ihr Gast in der Lainzer Villa war.

Alle drei Schauen sind bewußt zurückhaltend und ergeben in ihrer Gesamtheit ein Mosaik. Sie sind auch für Kinder, wenn sie fachkundig betreut werden, sehenswert.

Bis 16. Februar 1999 Wiener Hofburg, Tel.: (01) 533 75 70 Schloß Schönbrunn, Tel.: (01) 811 13 0 Hermesvilla (im Lainzer Tiergarten), Tel.: (01) 505 87 47

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