Inszenierung der Körperlichkeit

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Kunsthalle, Wien

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Kunsthalle, Wien

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Barock war die Kunst der Künstlichkeit, ein Welttheater, in dem alles sichtbar gemacht wurde, eine Inszenierung der Körperlichkeit. Diese Wesenszüge des Barock treffen auch auf die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 20 Jahre zu - Stichwort: Spaßgesellschaft. Bei der Suche nach barocken Haltungen innerhalb der zeitgenössischen Kunst ist die Ausstellung "Eine barocke Party" in der Kunsthalle Wien fündig geworden; eine Schau, die als Referenz an den neuen Standort der Kunsthalle hinter der spätbarocken Fischer von Erlach-Fassade des Museumsquartiers zu verstehen ist - oder auch als Suche nach den "Wirkungskräften barocker Ideen in unserer Zeit", die, wie Kurator Michael Glasmeier meint, nie aufgehört haben zu wirken.

Abgesehen von einer Mischmaschine im Barockstil (Wim Delvoye) wirken die gezeigten Arbeiten nicht barock im Sinne der charakteristischen Formenpracht, die oft als schwülstig und überladen apostrophiert wird. Aber in den Arbeiten von Paul Thek findet man die Welt der Rituale, Prozessionen und religiösen Feste ebenso wieder, wie die zum Teil makabre Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Fleisches - die im Barock oft genug ans Licht gebrachte dunkle Seite der lustvollen Betonung des Körpers. Rene Descartes' Philosophie vom Menschen als Maschine lebt weiter in der exakten Imitation des menschlichen Verdauungsapparates von Wim Delvoye, der dazu ein zwölf Meter langes Labor-Gedärm aufgebaut hat, das zweimal täglich gefüttert wird. Und Dinos und Jake Chapman sind ohnehin bekannte Spezialisten für zeitgenössische Vanitas- und Memento mori-Darstellungen, die in der Kunsthalle in Form riesiger Totenschädel recht capricciohaft inszeniert werden. (Bis 16. September)

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