Internet für Reich und Arm

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Sie sind männlich, jünger als 35 Jahre, verfügen über eine Universitätsausbildung und ein hohes Einkommen, sind Stadtbewohner und sprechen Englisch: Dann gehören Sie zu einer "sehr elitären globalen Minderheit". Dies konstatiert zumindest der Mitte Juli veröffentlichte Weltentwicklungsbericht der UNO. Die Elite, die gemeint ist, sind die Surfer im World Wide Web. Wenn also obige Daten auf Sie zutreffen, so sind Sie, in den Augen des Berichtes, "der typische Internet-Benutzer".

Natürlich ist auch älteren Damen der Zugang zur globalen Kommunikation nicht verwehrt, wenn sie sich das leisten können, und wenn sie des Englischen einigermaßen mächtig sind. Denn darauf zielt der Weltentwicklungsbericht ab: Das World Wide Web ist zwar wirklich weltweit, die Kluft zwischen den Besitzenden und den Habenichtsen wird nicht geringer, im Gegenteil.

Information ist in diesen Tagen ein Gut, das zum Reichtum dazugehört. Selbst in einem Entwicklungsland kann derjenige, der es sich leisten kann, an der Weltkommunikation teilnehmen - während diejenigen, die in Armut leben und kaum Zugang zu Bildung erhalten, vom Internet nichts haben. Die Gräben innerhalb dieser Länder zwischen Privilegierten und Unterprivilegierten werden tiefer.

Das muß nicht so bleiben. Denn die im Prinzip weltweite "Demokratisierung" der Information, wie sie das Internet anbietet, kann sehr wohl auch im Sinne menschengerechter Entwicklung genutzt werden. Ja, die durchs Web gebotenen Möglichkeiten sind durchaus groß.

Auch das regt der Weltentwicklungsbericht anhand von Beispielen an. So gibt es in Indien Dorf-Informationsprojekte, für die weder konventionelle Strom- noch Telefonversorgung notwendig ist, wo also auch ganz entlegene Flecken erreicht werden: Ein - geschenkter - Computer wird mittels Solarenergie betrieben, die Netzverbindung über Handys erreicht - und so kann beispielsweise ein regionales Informationsprogramm inklusive einem "Schwarzen Brett" mit Gesundheits- und Wetterinformationen via Elektronik ins ferne Dorf gebracht werden.

Es ist richtig, daß die Globalisierung der Kommunikation zunächst den Reichen der Welt nützt. Aber a la longue können auch die ökonomisch Marginalisierten profitieren. Kreative Projekte dazu sind mehr als gefragt.

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