Internet wird Fernsehen 2.0

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Was früher der Roman in Fortsetzungen war, nennt sich heute Webisode und scheint zu einer ernsthaften Konkurrenz des Fernsehens zu werden.

Jede Woche eine Folge. Jede Woche ein neuer Autor. Jede Folge gedreht an einem Tag und zu sehen ausschließlich im Internet: Nutzer dieser wachsenden Vielfalt der Möglichkeiten ist vorwiegend die junge Generation, so der Wiener Crossmedia-Produzent Ernst Schmiederer, der mit seiner Firma Blinklicht Medialab vorwiegend fürs Internet und die "nachwachsende Generation“ produziert. "Webisodes sind mit Sicherheit eine Konkurrenz zum Altherrenfernsehen“, meint er: "Jeder Mensch, der Kinder hat, weiß, wie diese mit den neuen Medien umgehen. Die Form des Medienkonsums hat sich gravierend verändert.“

Immer mehr Angebote kommen von den TV-Anstalten selbst. Der ständige Hinweis nach jeder Sendung auf weiterführende Information im Netz, lenkt zwar die Zuseher aufs eigene Webangebot, das es dabei auch bleibt, ist ungewiss. Es scheint, dass sich die TV-Industrie sich noch nicht klar darüber ist, wie weit sie sich dieser neuen Vielfalt bedienen soll. Selbst dann nicht, wenn die größte Suchmaschine der Welt - Google - den Einstieg ins Web-TV-Geschäft beschlossen hat, auch wenn der erste Anlauf in den USA ein Flop war. Der deutsche Privatsenderverband sieht das zwar skeptisch, mit dem für 2012 in Europa geplanten Start von Google TV wird sich dennoch vieles ändern.

Fernsehen und Internet wachsen längst zusammen

Fernsehen hat längst kein Monopol mehr an bebilderter Information und bewegtem Entertainment. 2010 wurden im deutschsprachigen Raum 1275 Web-TV-Angebote gelistet. Darunter fallen Videoplattformen wie Youtube oder vimeo, Bewegtbildangebote von Zeitungen, Submarken von großen TV-Anbietern, Corporate Videoplattformen von Firmen, Video-on-Demand-Plattformen und klassisches Web-TV. Mittlerweile wird alles ins Netz gestellt, was die Übertragungsgeschwindigkeiten aushält. Resultat: eine ausufernde Angebotschwemme, kaum ein Unterhaltungs- oder Informationssegment wird dabei ausgelassen. Viele dieser Angebote haben kurze Halbwertszeiten. Zwar bieten Suchmaschinen an, den richtigen Weg durchs Angebot zu finden, sie sind aber, so der Internetexperte und Betreiber der Video-on-Demand-Plattform flimmit.com, Uli Müller-Uri, zu flach angelegt: "Für gewisse Bereiche ist es unzureichend, nur eine Suchmaschine zu haben. Es muss vertikale Suchmaschinen geben, die sich auf bestimmte Bewegtbildbereiche spezialisieren.“

Internet und Fernsehen sind dabei, zusammenzuwachsen, denn neue TV-Geräte haben einen Internetzugang eingebaut. Die kalifornische Firma DisplaySearch hat errechnet, dass bereits heuer in mehr als 25 Prozent der verkauften Flachbildschirme Internetzugang integriert ist. Alles, was mit Bildern erzählt werden kann, wird vom Bildschirm flimmern, auch Webisodes. Damit sich die Qualität dieser "Laien-TV-Programme“ verbessert, bieten mittlerweile einige US-Universitäten Webisode-Ausbildungslehrgänge an.

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