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Imam Abdujalil Sajid, führender britischer Muslim und prominenter Vertreter des interreligiösen Dialogs , engagiert sich gegen die Diskriminierung von Muslimen.

Die Furche: Wie weit ist Islamophobie verbreitet?

Imam Abduljalil Sajid: Feindseligkeit gegenüber dem Islam und Diskriminierung von Muslimen spüren wir vor allem seit der Affäre Rushdie und dem Golfkrieg 1991. In Großbritannien realisierte man da Schreckliches: Was in Europa den Juden angetan worden war, begann nun in ähnlicher Weise den Muslimen zu widerfahren. In Großbritannien begannen wir, Informationen über die steigende Islamophobie zu sammeln. Viele Institutionen wurden angeschrieben, und die Antworten waren alarmierend: Muslime - so das Ergebnis - sind völlig diskriminiert, religiöse Diskriminierung ist im Norden Englands immer noch legal, es gibt da Firmen, bei denen sich Muslime nicht um einen Job bewerben dürfen - so wie man vor 50 Jahren hören konnte: keine Juden, keine Hunde, kein Schwarzen. Es war notwendig, diese Vorfälle zu dokumentieren; im Übrigen war dieser Bericht 1997 weltweit der erste zur Islamophobie.

Die Furche: Was geschah nach dem 11. September 2001?

Sajid: Nach 1997 ist in Großbritannien noch wenig geschehen. Der 11. September hat dann die Welt schockiert: Es war ein furchtbarer, übler Anschlag muslimischer Terroristen - und das machte die britischen Muslime verwundbar. Allein 15 Moscheen fielen seither Brandanschlägen zum Opfer, 300 bis 400 Muslime wurden auf den Straßen attackiert und muslimische Frauen, die ein Kopftuch trugen, sahen sich ebenfalls vielfältiger Diskriminierung ausgesetzt. Die Regierung versuchte zwar gegenzusteuern, aber die Hauptforderung der Islamophobie-Kommission, dass religiöse Diskriminierung geächtet werden muss und dass es gesetzliche Maßnahmen zum Schutz der Muslime geben sollte, sind immer noch nicht erfüllt.

Die Furche: Hat die Irakkrise einen Einfluss auf Islamophobie?

Sajid: Wenn es gegen den Irak eine Krieg geben wird, dann werden die heftigen Reaktionen gegen die Muslime zunehmen. Muslime werden noch mehr Isolation, Ausschluss und Diskriminierung erfahren, weil Muslime immer noch nicht als Teil der Bevölkerung angesehen werden, obwohl 80 Prozent unserer Muslime britische Pässe haben.

Die Furche: Wird die Islamophobie aber nicht auch durch radikale Muslime mitverursacht?

Sajid: Natürlich. Die Islamophobie rührt nicht nur von der Ignoranz her, sondern auch durch die Taten einiger Muslime, die in den Augen normaler Bürger Angst verbreiten. Unsere Rolle als Imame ist, die eigenen Leute zu erziehen, die Kultur und die Gesetze des Landes, in dem sie leben, zu respektieren und sich in die Gemeinden zu integrieren.

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