Ist Heizen bald passé?

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Bedeutende Möglichkeiten des Energiesparens eröffnen sich im Bereich der Raumwärme. Bei Häusern ohne Heizkörper spart man auch schon bei den Baukosten.

Ständig verfügbare Energie ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Heizung, Warmwasser, Fernseher, Herd, Auto, Handy und diverse andere Gerätschaften gehören zu unserem Lebensalltag und brauchen viel Energie. Energie, die in der Regel aus der Steckdose, dem Öltank, der Gasleitung oder von der Tankstelle kommt.

Die durchschnittlichen Energiekosten der Haushalte machten laut Konsumerhebung der Statistik Austria für das Jahr 2000 etwa 1.420 Euro, rund fünf Prozent aller Ausgaben pro Jahr aus. Wird dieser Wert mit dem Verbraucherpreisindex der letzten Jahre fortgeschrieben, dann kommt der durchschnittliche österreichische Haushalt derzeit auf Energiekosten von rund 1.500 Euro pro Jahr.

1.500 Euro für Energie

Dabei sind in diesem Betrag die Kosten für Benzin oder Diesel des eigenen Autos noch nicht enthalten. Mehr als die Hälfte dieses Betrags können sie einsparen, vorausgesetzt sie wollen.

Energiesparen ist seit der ersten Ölkrise in den siebziger Jahren mit unterschiedlicher Wichtigkeit immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Ein Barrel Rohöl verteuerte sich damals von rund 2,5 Dollar auf 15 Dollar, was nicht ohne Spuren blieb. So manch ältere Semester werden sich noch an den "Autofreien Tag" Mitte der siebziger Jahre erinnern.

Der autofreie Tag ist längst nicht mehr Realität, einige andere Erfindungen der Ölschock-Epoche halten sich jedoch hartnäckig bis in die Gegenwart. Im Jahr 1975 wurden die Semesterferien plötzlich "Energieferien" genannt. Diese zweifelhafte Bezeichnung hat sich bis heute gehalten.

Auch eine zweite Energiesparregelung ist beständig: Die Sommerzeit, die es durchgängig seit dem 6. April 1980 als Folge der Ölkrise bei uns gibt. Dass weder die Energieferien noch die Sommerzeit unsere Energiesparziele erfüllen konnten, liegt auf der Hand.

Energiesparen ist heute durchaus eine Sache von High Tech. So sind gegenwärtig die Möglichkeiten für das Einsparen von Energie nahezu uneingeschränkt. Aufgrund der oben skizzierten Gründe konnten in den letzten 30 Jahren gleich mehrere Entwicklungsschübe in Sachen energiesparender Technologien umgesetzt werden.

90 Prozent Einsparung

Die Bandbreite reicht hier von Technologien zur Reduktion des Heizwärmebedarfs (Einsparpotenzial: 90 Prozent gegenüber dem Durchschnittsstandard) über energiesparende Haushaltsgeräte (Einsparpotenzial: bis zu 70 Prozent) bis hin zu Effizienztechnologien im Bereich der Warmwasserbereitung (Einsparpotenzial: bis zu 70 Prozent).

In den Forschungslabors wird bereits am "Nullenergie-Haus" gearbeitet, welches seine benötigte Energie mehr oder minder aus eigenen Ressourcen bezieht bzw. auf alternative Energieträger aus nachwachsenden (z.B. Holz) oder unbegrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen (z.B. Solarenergie, Windkraft) setzt. Vor zu viel Euphorie muss dabei aber gewarnt werden.

Die Gründe für diese Skepsis liegen auf der Hand: Einerseits leben immer mehr Personen in Ein- oder Zweipersonenhaushalten, was sich negativ auf die Gesamtenergiebilanz auswirkt. Die Vollelektrifizierung der Haushalte mit der schier unbegrenzten Ausstattung mit elektrischen Geräten reduziert die Einspareffekte. Einem Fernseher oder Deckenleuchter ist es egal, ob er von einer Person, einer Kleinfamilie oder Großfamilie benutzt wird - er "verrechnet" immer gleich viel Strom.

Zweitens brauchen wir für unsere Wohnzwecke immer mehr Platz, was in der Energiebilanz abermals negative Spuren hinterlässt: Wer auf mehr Quadratmetern wohnt, heizt mehr und muss auch mehr beleuchten.

Die wesentlichste Einsparmöglichkeit ergibt sich bei Gebäuden und deren Heizsystem. Durchschnittliche Gebäude verbrauchen mindestens 150 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter Fläche und Jahr (kWh/m2.a). Dieser Verbrauchswert wird Energiekennzahl eines Gebäudes genannt und bildet eine wichtige Maßzahl des Wohnens ab.

Je nach Energiekennzahl werden Energiesparhäuser (Energieverbrauch bis zu 70 kWh/m2.a), Niedrigenergiehäuser (bis zu 40 kWh/m2.a) und Passivhäuser (max. 15 kWh/m2.a) unterschieden. Ein Passivhaus benötigt nur mehr ein Zehntel der Heizenergie eines Durchschnittshauses. Mehr noch: Es kommt ohne Heizkörper aus, was bei der Errichtung massive Kosten einspart. Erreicht wird dies durch optimale Ausnutzung der passiven Solarenergie und hohe Wärmedämmstandards.

Passivhäuser werden zukünftig den Standard im Neubau vorgeben. Aber auch für Sanierungen können durch Wärmedämmung (Dämmung der außenliegenden Gebäudeteile, Fenstertausch) extreme Einsparungen erzielt werden. Der Niedrigenergiehaus-Standard ist hier heute schon Realität und in den meisten Wohnbaufördergesetzen der Bundesländer als Zielwert für Sanierungen von Wohngebäuden vorgegeben.

Die Europäische Kommission will in Zukunft für mehr Transparenz in Sachen Gebäudeeffizienz sorgen. Mit 1. Jänner 2006 müssen alle EU-Staaten die EUGebäuderichtlinie in nationales Recht übertragen haben. Diese gibt vor, dass für alle Gebäude Energieausweise mit klarer Benennung des Energieverbrauchs erstellt werden müssen, was für mehr Transparenz am Wohnungsmarkt sorgen wird.

Energieausweise für Häuser

Was bei Gebäuden und Wohnungen sich erst etablieren muss, ist bei Elektrogeräten bereits Realität: der Energieeffizienzausweis. Bereits 1992 wurde in der Europäischen Union die rechtliche Basis für die mittlerweile etablierten "Energiepickerl" geschaffen. Seither hat sich am Markt sehr viel getan. Immer mehr Hersteller produzieren Geschirrspüler, Kühlgeräte, Waschmaschinen, Trockner, Herde usw. der Geräteklasse "A" oder "A+".

Das bedeutet, dass diese Produkte einen im Vergleich mit ihren Mitbewerbern extrem niedrigen Energieverbrauch nachweisen können. Angaben zum Energieverbrauch von Elektrogeräten sind für zahlreiche Produktgruppen verpflichtend geworden und helfen den Konsumenten bei der Auswahl energiesparender Haushaltsgeräte.

Wie viel auf diese Weise eingespart werden kann? In Abhängigkeit von der Geräteart und dem Alter des Vergleichsgerätes: Unglaublich viel. Der Energieverbrauch alter Kühlschränke, Geschirrspüler und Waschmaschinen lässt sich bei Austausch durch Geräte der Kategorie A+ auf rund 15 Prozent reduzieren! Insgesamt sollten bei Neuanschaffungen nur Geräte der Kategorie A oder B gekauft werden, die Mehrkosten dafür halten sich in Grenzen und amortisieren sich innerhalb kurzer Zeit über die eingesparten Stromkosten.

Der Autor ist Mitglied der Institutsleitung des Österreichischen Ökologie-Institutes in Wien, zuständig für Stadt, Bau, Region.

Vergleichende Informationen zu energiesparenden Geräten erhält man auf www.energielabel.de oder www.esv.or.at oder www.eva.wsr.ac.at.

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