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Die Rittergesellschaft der Samurai, der Luxus der Kaufleute, Shintoismus und Zen- Buddhismus, Teezeremonie und Steingarten in einer überzeugenden Ausstellung.

Wie ein Drama in drei Akten mit Ouverture und Nachspiel entfaltet sich die Ausstellung "Liebe und Tod im Japan der Shogune" in der Kunsthalle Leoben. Der erste Raum zeigt mit wenigen ausgewählten Objekten, was den Besucher erwartet: Im 17. und 18. Jahrhundert entstand in Japan die Rittergesellschaft der Samurai unter der Führung der Shogune. Der Kaiser war entmachtet, er war auf zeremonielle und religiöse Aufgaben beschränkt. Daneben aber entwickelte sich der Stand der Kaufleute, verachtet von den Rittern, aber durch Handel reich geworden. Sie unterstanden nicht dem strengen Sittenkodex der Samurai, sie leisteten sich Luxus und durchaus weltliche Vergnügungen. Über allem aber stand die Religion. Diese drei Bereiche werden in den folgenden Räumen durch Objekte aus Japan, Österreich, Italien und Deutschland dargestellt.

Ehre und Luxus

Eine Samurai-Rüstung unterscheidet sich grundlegend von den in Europa üblichen. Sie ist aus einzelnen Lederplättchen zusammengesetzt, die mit Seidenfäden verbunden sind. Dadurch ist sie leichter und erlaubt größere Bewegungsfreiheit. Einem heftigen Schwertstreich hielt sie vermutlich nur schwer stand. Das Schwert aber hatte für den Samurai besondere Bedeutung: Es war ein Teil seiner selbst, sein Verlust bedeutete den Verlust der Ehre. Dies aber war eine Katastrophe, die nur durch den rituellen Selbstmord getilgt werden konnte.

Eine große Glocke in einem Holzrahmen erinnert an die jedem Japaner vertraute Geschichte der 47 Ronin: Im 18. Jahrhundert rächten sie den Tod ihres Herrn und begingen anschließend Selbstmord. Diese Glocke ist das Original, sie kam Ende das 19. Jahrhunderts auf ungeklärte Weise nach Wien.

Die luxuriöse Welt der Kaufleute zeigt sich in Gebrauchsgegenständen, Schmuck und Kleidern von höchster Raffinesse. Sie schmückten die Geishas, Unterhaltungsdamen, nicht mit Prostituierten zu verwechseln. Diese waren in verborgenen Bordellen zu finden.

Die offiziell hohe Moral färbte auch das japanische Theater. Im Kabuki- und im No-Theater traten - wie auch heute - nur Männer auf. Gesichtsmasken drückten die Gefühle aus, die Personen waren zu Typen stilisiert.

Ein wesentlicher Teil der Kleidung war der Fächer. Männer und Frauen trugen ihn, denn im feuchtheißen Sommerwetter verschaffte er Kühlung. Er gelangte schließlich über China nach Europa und war bis nach dem Ersten Weltkrieg ein unverzichtbares Requisit der Damen. Die japanischen Damen aber zeigten den Reichtum ihrer Männer in ihren Kleidern. Die Mode blieb gleich, also benützte man kostbar bestickte Seidenkimonos, sehr weit und lang, denn je stoffreicher das Gewand, umso höher das Prestige der Trägerin.

Das religiöse Leben war vom Buddhismus geprägt, der die ältere Religion des Shintoismus zurückdrängte. In jedem Haushalt gab es einen Schrein mit einer Buddha-Statue und meist auch einer Ahnentafel. Eine Sonderform war der Zen-Buddhismus, dessen strenge Meister-Schüler-Beziehung großen Einfluss auf die Samurai hatte, forderte er doch denselben absoluten Gehorsam wie diese Kriegerkaste.

Ruhe und Konzentration

In der Ausstellung geht man auch an einem Raum für die japanische Teezeremonie vorbei. Ein einfacher Raum, ein Rollbild, ein Blütenzweig: natürliche Vollendung in größter Einfachheit. Die henkellosen Schalen werden nach einem festgelegten Ritual in die Hand genommen, kleine Süßigkeiten, in Porzellanschalen gereicht, kontrastieren den bitteren Geschmack des grünen Tees.

Am Ende der Ausstellung nimmt man beim Anblick eines Steingartens Abschied von der Zeit der Shogune. Sie endete 1867, doch der Steingarten besteht bis heute. Er ist tiefer angelegt als das Haus, denn er wird nicht betreten, er dient der Meditation. Kleine Steine sind mit einem Rechen kunstvoll zu Mustern gelegt, größere Steine können Blickpunkte bilden. Schon die Pflege einer solchen Anlage ist meditative Arbeit, man darf niemals die schon bearbeitete Fläche betreten. Ruhe und Konzentration als Anfang und Ende.

Samurai + Geisha

Liebe und Tod im Japan der Shogune

Kunsthalle Leoben

Bis 2. November, täglich 9-18 Uhr

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