Jenseits des Billigen
"Kunst am Bau" muß nicht plakative Behübschung bedeuten.
"Kunst am Bau" muß nicht plakative Behübschung bedeuten.
Ein Architekt, der einen Künstler braucht, um sein Gebäude aufzuwerten, kann kein guter Architekt sein, denken manche. Die Ausstellung "Kunst Verbaut" im Wiener Künstlerhaus bemüht sich, anhand von Beispielen mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Autonome Kunst wird der Kunst am Bau gegenübergestellt. Die Kuratoren Jan Tabor und Peter Bogner haben vor allem Beispiele aus der Gegenwart der neunziger Jahre zusammengetragen, wo sich die uralte Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Architekten wieder einen Weg ins Gebaute bahnt. Am gelungensten ist die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Architekten dann, wenn mit dem Gebäude ein eigenes Kunstwerk entsteht, das die Trennung zwischen Malerei, Skluptur und Architektur aufzuheben vermag.
Besonders eindrucksvoll ist das Margarethe Cufer und Oswald Oberhuber gelungen. Auf der linken Wienzeile steht ein Haus, das zwar wie ein Haus aussieht, aber mit seinen beiden geschwungenen Zwillingsfenstern im obersten Geschoß und den unregelmäßig und dennoch über die Fassade geworfenen Fenstern irritiert. Dabei kommt es vollkommen ohne Hundertwasserfarbtopfattribute aus und vermag dennoch im Betrachter einen Denkprozeß auszulösen. Sonnenblumen im Standesamt Wels, die aussehen wie Batiken oder Adolf Krischanitz Neue Welt Schule, die in bewährter Manier von einem Künstler, diesmal Helmut Federle ihre Farbigkeit erhalten hat, beweisen, daß auch mit dem Mittel Farbe Wirkung jenseits des billig Plakativen erreicht werden kann. In jedem Fall eine Ausstellung, die über das Wesen und die Grenzen zwischen den klassischen Kunstgattungen Architektur, Skulptur und Malerei wieder gründlich reflektieren läßt.
Bis 14. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 21 Uhr Karlsplatz 5, 1010 Wien