Jesus Christus und das Enfant terrible

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Klaus Kinskis legendärer Vortrag eines eigenen Textes über Jesus Christus ist nun endlich im Kino zu sehen.

Kinski, schmal, wilder Blick, allein auf der Bühne, im Kegel der Scheinwerfer: "Gesucht wird: Jesus Christus." Es ist der 20. November 1971, in der Deutschlandhalle, Berlin. Klaus Kinski hat fast zehn Jahre auf diesen Abend hingearbeitet: Ein Text über Jesus Christus, über weite Strecken direkt aus dem Neuen Testament - der Abend soll rein aus Kinskis Stimme bestehen, eine reduzierte, hochemotionale Erzählung werden.

Kinski schäumt vor Wut

Doch das aufgebrachte Publikum stört den Vortrag immer wieder mit Zwischenrufen: "Der hat ja schon selbst eine Million!", als Kinski von den Armen spricht. Ein Zuschauer erklimmt die Bühne, drängt sich zum Mikrofon: "Ich will jetzt was sagen!"

Kinski schubst ihn weg, das Publikum quittiert das mit Sprechchören: "Kinski ist! Ein Faschist!" Der Schauspieler reagiert mit zunehmendem Zorn auf die Unterbrechungen, verlangt, dass die Unruhestifter entfernt werden. Nach drei Anläufen wirft er entnervt das Handtuch.

Erst um Mitternacht, vor einer Handvoll ernsthafter Zuschauer, beginnt er noch einmal und bringt diesmal seinen Text von Jesus Christus, dem Erlöser, zu Ende.

So spannend die Form des Films ist, so aufregend ist auch der eigentliche Text. Kinskis Jesus ist ein Hippie, ein Ausgestoßener, der sich mit Prostituierten umgibt, mit Arbeitslosen, mit weinenden Müttern in Vietnam.

Kinski notiert in seiner Autobiografie: "Er ist ein Abenteurer, der furchtloseste, modernste aller Menschen, der sich lieber massakrieren lässt, anstatt mit den anderen lebendig zu verfaulen."

Jesus Christus Erlöser

D 2008. Regie: Peter Geyer. Mit Klaus

Kinski. Verleih: Topkino 84 Min.

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