Jetzt Klarheit, liebe Bischöfe

Werbung
Werbung
Werbung

Das Stecher-Beben dauert an. So wie in Umbrien die Erde noch wochenlang zitterte, nachdem die Basilika des heiligen Franz schon schwer beschädigt worden war, ist auch der Rütteleffekt des Rundbriefes des Innsbrucker Altbischofs aus Weihnachtshirtenbriefen und Neujahrsansprachen weiter herauszuspüren. Zufall? Wohl nicht. Gott spricht zu uns auch aus Trümmern und Wunden. Geist weht auch durch Ritzen und Fugen zerstörter Kirchen und Illusionen.

Bischof Reinhold Stecher hat Tatsachen an- und Wahrheiten ausgesprochen, die schwer zu widerlegen sind. Alle, die ihr Bedauern darüber bekundet haben, hatten als einziges "Argument", daß man den Papst nicht kritisieren dürfe. Das aber ist kein Argument. Jesus hat Petrus bisweilen sogar hart gescholten. Ohne Kritik an Papstentscheidungen hätte es nie Änderungen und Neuorientierungen in der katholischen Kirche gegeben. Mit dem im Falle Stecher besonders deplacierten Vorwurf der "Eitelkeit" sind die Gründe für Kritik nicht aus der Welt geschafft - auch nicht mit dem Hinweis, er hätte früher reden sollen. Das hat er oft und deutlich genug getan - hinter verschlossenen Vatikantüren. Die Vergeblichkeit solcher "Dialoge" hat ihn zum Methodenwechsel getrieben.

Als positives Fazit bleibt, unabhängig von Inhalten, die Offenheit seiner Sprache. Daran sollte sich auch der "Dialog für Österreich" orientieren. Die Bischöfe werden nicht einfach "aufmerksam zuhören" und dann wie bisher weitermachen können - redlich jeder auf seine Art, aber ohne Klarheit und ohne Konsequenzen. Zu jedem Thema, das Gläubige ansprechen, werden sie um Stellungnahme zu bitten sein. Also auch zu jedem Thema des Kirchenvolks-Begehrens, mit dem sich schriftlich mehr Menschen identifiziert haben, als in allen "Dialog"-Runden je erreicht werden dürften.

Zum Delegiertentag sollten Vertreter(innen) der "Plattform" ausdrücklich mit Sitz und Stimme eingeladen werden. Das ist den Bischöfen hoffentlich klargeworden, als auch als konservativ geltende Katholiken beim Gespräch mit der ÖVP darauf drängten. Für Versteckspiele ist die Zeit vorbei.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung