Journalismus im Visier

Werbung
Werbung
Werbung

Wie gut, in gesicherten Rechtsstaaten arbeiten zu dürfen - ohne Angst um Leib und Leben! Aber selbst da kann der Druck mächtig sein: in Form von Verlockung oder Verunglimpfung.

Es ist schon lange her, aber die Erinnerung ist geblieben:

An den Moment im Golfkonflikt 1987, als ich mit erhobenen Armen zitternd in Gewehrmündungen schauen musste - mit wenig Hoffnung, zu überleben.

Und an den Augenblick im Sechstagekrieg 1967, als ich im Sinai nach einer Ton-Vase im Wüstensand greifen wollte - und ein Soldat brüllte, sie nicht anzufassen: in ihrem Inneren lauerte ein Sprengkörper.

Als Journalist in Konfliktgebieten war ich mehrfach vom Tod bedroht -vielleicht auch aus Übereifer: Meine Aufgabe als "Kriegsberichterstatter" hatte ich möglicherweise zu wörtlich verstanden. Sehr lange aber ist die Liste jener Kollegen, die ihren Kriegseinsatz mit dem Leben bezahlen mussten.

Und da ist auch jene andere Schar von Journalisten, die zuhause am Computer arbeiten, es läutet an ihrer Türe -und draußen steht der Auftragsmörder. Oder aber, die Bombe wartet unter ihrem Auto. Es sind Journalisten, die für ihren Versuch büßen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Einer von ihnen ist eben in der Slowakei gemeinsam mit seiner Braut erschossen worden -so wie zuvor Kolleginnen und Kollegen in Malta, Polen, Kroatien, Griechenland In EU-Ländern! Weil sie versucht hatten, ihren Beruf ernst zu nehmen und Zusammenhängen zwischen Politik und organisiertem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Auch Korruptionsnetzwerke auffliegen zu lassen. "Dreckige antislowakische Prostituierte" hat der Premier in Preßburg 2016 den jetzt ermordeten Journalisten und seine Kollegen genannt.

Das gefährlichste Biotop für Journalisten aber wuchert an Europas Peripherie: Russland, Ukraine, Türkei -und in Unrechtsstaaten weltweit. 588 Opfer des vergangenen Jahrzehnts sind namentlich bekannt.

"ihre zeit läuft aus. Die uhr tickt "

Wie gut, in gesicherten Rechtsstaaten arbeiten zu dürfen -ohne Angst um Leib und Leben! Aber Vorsicht -selbst da kann der Druck mächtig sein: in Form von Lob &Verlockung, um Einfluss zu gewinnen. Oder durch Verunglimpfung, um Medien unglaubwürdig zu machen.

Etwa, wenn -wie eben -die US-Waffenlobby einzelne kritische US-Medien via TV wissen lässt: "Ihre Zeit läuft aus. Die Uhr tickt "

Oder: Wenn Spitzenpolitiker -auch bei uns -große Medien und ihre Spitzenleute zu Lügnern stempeln.

Ja, auch Journalisten machen Fehler, keine Frage. Uns dafür zu entschuldigen, war Teil unserer Ausbildung. Gilt das auch für die Politik?

Am Beginn meiner Berufslaufbahn hat mir ein Kollege gesagt: "Merke Dir: Wenn sie Dir schmeicheln -sie meinen nie Dich, sie meinen immer das Medium!" Umgekehrt gilt: "Wenn sie Dich bedrohen, sie meinen das Medium -aber auch Dich selbst!"

Anlässlich des heuer bevorstehenden 75. Geburtstags von FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer sind seine Bestseller-Bücher "Meine kleine große Welt"(Molden) und "Der Mönch in mir"(Styria) soeben in aktualisierter Neuauflage erschienen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung