Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki  - © Polyfilm

Juho Kuosmanen: "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki"

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Lethargisch und lustlos zum Kampf: Juho Kuosmanen bürstet in seinem wunderbaren Langfilmdebüt den Boxerfilm gegen den Strich.

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Lethargisch und lustlos zum Kampf: Juho Kuosmanen bürstet in seinem wunderbaren Langfilmdebüt den Boxerfilm gegen den Strich.

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Zahlreich sind die - großteils amerikanischen - Filme, die vom Aufstieg eines einfachen Mannes aus der Gosse durch hartes Training zum Boxchampion erzählen. Von Paul Newman in "Eine Hand voll Dreck" bis zu Sylvester Stallones "Rocky"-Saga spannt sich der Bogen. Ganz anders angelegt ist Juho Kuosmanens vielfach preisgekröntes Debüt schon durch die Herkunft des Protagonisten: Kommt dieser doch nicht aus einem tristen Großstadtviertel, sondern aus der finnischen Provinz.

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Der 37-jährige Regisseur bedient sich zwar der Regeln des Boxerfilms, aber nur, um diesem dann eine Absage zu erteilen. Denn während sonst der WM- Titel das große Ziel des Protagonisten ist, zeigt der wortkarge Olli Mäki (Jarkko Lathi) in dem auf einer wahren Begebenheit beruhenden Film wenig Interesse an sportlichem Erfolg. Nolens volens lässt er sich von seinem in Geldnöten steckenden Manager in den Kampf um die Weltmeisterschaft im Federgewicht gegen den afroamerikanischen Weltmeister Davey Moore drängen. Dass er mit einem Sieg zum finnischen Nationalhelden werden soll, scheint ihn wenig zu berühren. Und der WM-Titel wird den 17. August 1962 für ihn persönlich - im Gegensatz zur Meinung seines Managers - kaum zum glücklichsten Tag seines Lebens machen.

Zeigt der von Jarkko Lahti wunderbar lakonisch gespielte lethargische Protagonist schon zuvor überraschend wenig Leidenschaft fürs Training und fürs Boxen, so schwindet diese völlig, als er sich bei einer Hochzeit in die junge Raija (Oona Airola) verliebt.

Kaum noch interessieren ihn nun die Vorbereitungen für den großen Kampf. Lustlos nimmt Olli an den Pressekonferenzen und Treffen mit Sponsoren teil, zu denen ihn sein Manager schleppt. Eine einzige Qual ist es für ihn, einige Kilos durch Saunabesuche und Fasten abzunehmen, um für das Federgewicht zugelassen zu werden, und auch beim Training ist er nicht wirklich bei der Sache. Lieber haut er schon mal ab, um Raija zu besuchen.

Sind Boxerfilme meist durch eine kraftvolle Erzählweise gekennzeichnet, so erzählt Regisseur Kuosmanen hier unaufgeregt wie sein berühmter Landsmann Aki Kaurismäki.

Sind Boxerfilme meist durch eine dynamische und kraftvolle Erzählweise gekennzeichnet, so erzählt Kuosmanen hier gelassen und unaufgeregt wie sein berühmter Landsmann Aki Kaurismäki. Auf ausgedehnte Kampfszenen verzichtend, feiert er keinen Helden, sondern folgt mit trockenem Humor und voller Empathie den Wegen des verliebten Boxers, der dem Zuschauer rasch ans Herz wächst.

Dicht beschwören Kuosmanen und sein Kameramann J.P. Passi durch den Dreh in Schwarzweiß und auf grobkörnigem 16-Millimeter-Filmmaterial aber auch die Atmosphäre der frühen 1960er-Jahre. Gleichzeitig gewinnt "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" durch diese raue Form, die statt Hochglanz immer wieder Poesie ausstrahlt, auch ungewöhnlichen Charme.

Wie recht Olli hat, das Glück im Privaten statt im schnelllebigen sportlichen Ruhm zu suchen, zeigt die wunderbare Schlussszene, in der Kuosmanen den Bogen zur Realität schlägt: Das alte Paar, dem die beiden jungen Protagonisten hier bei einem Spaziergang an einem Fluss begegnen und das sie zu einem Gespräch anregt, ob auch sie gemeinsam alt und glücklich werden werden, sind der reale Olli Mäki und seine Frau Raija. - Schöner kann man einen Film nicht enden lassen.

Walter Gasperi

Der Autor ist freier Filmjournalist.

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki  - © Polyfilm
© Polyfilm
Film

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki (Hymyilevä mies)

D/SF/S 2016.
Regie: Juho Kuosmanen.
Mit Oona Airola, Eero Milonoff. Polyfilm. 92 Min.

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