Jung-Zuckerberg und Alt-Buffett

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Mark Zuckerberg (28) geht mit Facebook an die Börse, Warren Buffett (81) kauft mehr als 60 Zeitungen. Das globale soziale Netzwerk kassiert vorerst 100 Milliarden, der amerikanische lokale Blätterwald kostet 142 Millionen Dollar. Der große Wurf des jungen Entrepreneurs und der kleine Zukauf des alten Investors repräsentieren nicht nur wegen ihrer zeitlichen Parallelität die gesamte Bandbreite der Zukunftsprognosen für Medien, Information und Kommunikation. Denn gegensätzlicher könnten die Portfolios nicht sein: Einerseits die gerade achtjährige, total digitale eierlegende Wollmilchsau, andererseits das analoge Paket traditionsreicher Papierzeitungen.

Wenn Zuckerberg schon ob seines Börsen-Coups als Genie gehandelt wird, ist Buffett als weltweit drittreichster Mensch zumindest nicht ganz blöd. Ungeachtet aller Online-Trends setzt er auf die Glaubwürdigkeit lokaler Information durch eingesessene Medien - für älteres Publikum, das (noch) nicht Internet-affin ist.

Auch hierzulande surft zwar die Hälfte der Bevölkerung täglich durchs Web, doch einer von drei Österreichern ist nie im Netz. Diese starke Minderheit gehört großteils zu jenem Bürgerdrittel, das als homogenste Wählergruppe gilt, gegen welche fast nichts geht: die Senioren.

Zuckerberg und Buffett repräsentieren ihre Generationen - und könnten durchaus beide Recht behalten. Denn der Absturz der Facebook-Aktie am zweiten Handelstag ist so wenig eine Niederlage wie der Verkauf der Lokalzeitungen schon als Erfolg gelten kann. Doch wo der Krösus einsteigt, wirkt das immer noch als Signal: Diese Branche hat Zukunft. Letztlich benötigen Jungstar und Altmeister die Tugenden des jeweils anderen Konzepts: Facebook fehlt noch die gut kanalisierte Relevanz von Information, dem klassischen Newspaper ein adäquater Transportweg zur nächsten Generation.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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