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Porträt • Markus Huber verkauft seine Weine aus dem kleinsten Anbaugebiet Niederösterreichs auf vier Erdteilen.

In der Lagerhalle des Weinguts Huber türmen sich bis zur Decke die Weinkisten. 12.000 Liter Weißwein warten darauf, abgeholt zu werden - heute geht eine Großlieferung nach England. Erst letzte Woche wurden tausende Flaschen in die USA geschifft. Die Woche davor nach Japan.

Jeden Tag werden irgendwo auf der Welt 1000 Liter Huber-Wein getrunken. Aus Reichersdorf im Traisental, dem kleinsten Weinbaugebiet Niederösterreichs. Bis vor wenigen Jahren war die Region noch weitgehend unbekannt. Heute beliefert Markus Huber von hier aus 25 Länder auf vier Kontinenten mit Weißwein.

Namen trägt Huber viele. "Wunderkind“ nannten ihn britische Medien. Und ob der internationalen Bekanntheit des Jungwinzers und seiner Weine liegt die Bezeichnung "Marketinggenie“ nicht fern. Aber der "Jamie Oliver aus dem Traisental“ hat weder einen Marketingplan, noch ein Marketingbudget. Er mache das alles "aus dem Bauch heraus“, sagt Huber.

Karriere-Beginn

Das Weingut Huber ist seit zehn Generationen in Familienbesitz. Bis vor 13 Jahren wurde es als gemischte Landwirtschaft geführt, Haupteinnahmequelle war das Heurigenlokal. Im Jahr 2000 übernahm der 21-jährige Markus den Betrieb; und veränderte ihn von Grund auf. Der Jungwinzer setzte alles auf eine Karte, verschrieb sich als erster in der Familie gänzlich dem Weinbau.

Die Erziehung der Rebstöcke wurde umgestellt, die Weinstilistik verfeinert und die Kellerwirtschaft umgekrempelt. Ein nahrhafter Boden für Generationenkonflikte: Am Anfang gab es großen Streit. Auf der einen Seite der junge Markus, der gerade seine Ausbildung an der Weinbauschule und auf südafrikanischen Weingütern hinter sich hatte; auf der anderen sein Vater, mit jahrelanger Erfahrung im Weinbau, der Veränderungen kritisch beäugte. Innovation gegen Tradition - lange waren beide Seiten stur. Markus setzte sich durch. Dass sein Plan aufging, sieht er als glücklichen Zufall: "Ich könnte heute hochverschuldet sein und nicht wissen, wie ich die nächste Kreditrate zahlen soll. Es ist halt alles super aufgegangen.“

Und so produziert Huber heute jährlich 370.000 Flaschen Wein, reist um die Welt und staubt eine Auszeichnung nach der anderen ab. Trotzdem ist er auf dem Boden geblieben: "Es gibt viele gute Winzer, die Spitze ist sehr knapp beisammen - da braucht sich keiner wie ein Superstar fühlen.“ Denn wie man Wein macht, könne er jedem innerhalb einer Stunde auf einem A4-Zettel erklären. Um Spitzenwein zu machen, müsse man aber ein Ziel im Kopf haben. Huber weiß genau, wie sein Wein schmecken soll. Und versucht kontinuierlich, besser zu werden.

Die Erfahrung der Väter

Dabei baut er auf den Erfahrungen früherer Generationen auf, macht aber auch seine eigenen. Die schreibt er in einem Büchlein nieder. "Wenn ich 75 bin, werde ich nicht mehr alles wissen. Aber dann kann ich nachschauen.“ Huber macht heute Weine, die er selbst gern trinkt. Die kalkhaltigen Böden des Traisentals lassen den Wein mineralisch und fokussiert schmecken, weniger üppig als auf der anderen Donauseite.

Und dann kommt die Winzerkomponente dazu: "Ich drücke dem Wein meine eigene Handschrift auf. Fast ein bisschen wie ein Künstler.“

Viel Zeit im Weingarten verbringt Huber nicht mehr. Er sieht sich mittlerweile als Unternehmer, der vor allem strategisch denken, acht Mitarbeiter führen und viel Büroarbeit erledigen muss.

Es gab Jahre, in denen er den Umsatz um mehr als 100 Prozent steigern konnte. Entspannen kann Huber beim Fußballspielen; früher wollte er Profispieler werden. "Ehrlich gesagt hätte mir das mehr getaugt. Aber das Weingut zu führen macht auch Spaß.“ Sagt’s und macht sich wieder an die Arbeit. Auch nächstes Monat sollen 30.000 Liter Huber-Wein in der Welt verteilt werden.

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