Juwelen für Guglhupf

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"Kaiserliche Geschenke" werden bis 31. Oktober im oststeirischen Schloß Kornberg gezeigt.

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"Kaiserliche Geschenke" werden bis 31. Oktober im oststeirischen Schloß Kornberg gezeigt.

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Was schenkt man einem Kaiser zum Namenstag? Welche Gabe legt man einer Prinzessin unter den Christbaum? Mit welchem Geschenk ehrt man einen Staatsbesuch? Antwort auf diese Fragen gibt eine Ausstellung im oststeirischen Schloß Kornberg. "Kaiserliche Geschenke" zeigt unbezahlbare Kostbarkeiten und einfache Präsente aus Wiener Museen und aus dem Privatbesitz großer Familien. Sie alle haben eine Geschichte.

So wird die Ausstellung nicht nur zu einem Vergnügen für die Augen, sie führt auch in die Vergangenheit. 1770 wurde die blutjunge Marie Antoinette mit dem französischen Dauphin vermählt. Doch auch nach mehreren Jahren hatten sich noch keine Kinder - und Thronerben - eingestellt. Die Schuld lag nicht bei der jungen Frau. Ihr Bruder Joseph machte sich auf nach Paris, um dem Schwager gute Ratschläge zu geben. Zum Dank für seine erfolgreiche Intervention bekam er ein Sevres-Porzellanservice mit grünem Bandldekor.

Verfeinerter Geschmack und Kitsch sind auch auf kaiserlichem Porzellan zu finden. Königin Victoria von Großbritannien überreichte Kaiser Franz Joseph ein Wedgewood-Service mit elegantem, sparsamem Dekor. Daneben bildet ein Kaffeeservice einen seltsamen Kontrast: In vielen Farben leuchtend und noch dazu mit Gold versehen war es das Geschenk an die Küchenbedienstete Anny Kaplan im Jahr 1882. Ob es dem Geschmack der Empfängerin oder dem des Gebers entsprach, bleibt im dunkeln.

Von untadeliger Schönheit ist eine silberne Kopie des berühmten Saliere von Cellini. Das aus Gold gefertigte Original, die einzige gesicherte Arbeit des Künstlers, kam als Geschenk des französischen Königs Karl IX. an Erzherzog Ferdinand von Tirol im 16. Jahrhundert nach Österreich. Heute befindet es sich als eine der größten Kostbarkeiten im Wiener Kunsthistorischen Museum.

Immer wieder wurde Schmuck geschenkt. Berühmt wurden die Sterne aus Brillanten, die das prachtvolle Haar Kaiserin Elisabeths schmückten. Einer dieser Sterne liegt neben schwarzem Schmuck, der zum Trauerkleid getragen wurde. Auch in solch trüben Tagen wollten die Damen nicht auf Schmuck verzichten.

Nicht verzichten mußte Katharina Schratt, Seelenfreundin Kaiser Franz Josephs. Er schenkte ihr bei jeder Gelegenheit die kostbarsten Juwelen, von denen sie bis in ihr hohes Alter bequem leben konnte. Ihre Gegengaben waren bescheidene Dinge, zu denen auch der Guglhupf gehörte, den sie dem Kaiser zum Frühstück in ihrer Villa servieren ließ. Kulinarische Gaben gelangten auch von Kaiserin Elisabeth an ihre Familie.

Viel anspruchsvoller war das Geschenk, das sich Maria Ludovica, die dritte Gattin Kaiser Franz II., zur Hochzeit wünschte: "Ich will in meiner Wohnung 24 Zimmer, jedes in einem anderen Stil." Erhalten blieb das ägyptische Zimmer, eine Mädchenstatue ist heute goldbronziert, war im Original farbig gefaßt.

Zwei Notenblätter liegen bescheiden in einer Vitrine: ein Wiegenlied und eine Anleitung für den ersten Klavierunterricht für die kleine Erzherzogin Sophie, erstes Kind der Kaiserin Elisabeth. Sie blieben unbenützt, denn das Mädchen starb schon mit zwei Jahren. Elisabeth aber wurde zur unglücklichen Neurotikerin, der ihr Gemahl auch mit dem prächtigen Geschenk der Hermesvilla keine rechte Freude bereiten konnte.

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