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Eifrige Internet-Benützer kennen das Problem: Wer über seinen PC via Telefonnetz, ins Internet einsteigen will, der muß mitunter - warten. Trotz neuester Glasfasertechnologie und immer schnelleren Rechnern. Hinzu kommen freilich noch hohe Telefonkosten und - sofern man keinen ISDN-Anschluß besitzt - eine blockierte Leitung.

Doch die Computermeldung "Website gefunden. Warten auf Antwort ..." gehört nun der Vergangenheit an. Immer mehr Kabel-TV-Gesellschaften steigen ins Geschäftsfeld Internet ein. Die "Telekabel Wien", zu 95 % im Besitz der holländischen "United Pan-Europe Communications" (UPC), wagt mit ihrem "TeleWeb" den Vorstoß in die Internetzukunft. Kunden der Telekabel können gegen einen monatlichen Fixpreis von 590 Schilling über ihren Kabelanschluß im Internet surfen - ohne zeitliche Begrenzungen. Über das bestehende Kabelnetz, in das derzeit 36 Fernseh- und 32 Radioprogramme eingespeist werden, konnten Daten bisher nur in eine Richtung gesendet werden, eine Reaktion der Kunden in umgekehrter Richtung war nicht möglich.

"Wir haben heute das fünftgrößte Kabelnetz Europas. Bis Ende 1998 werden von den 382.000 angeschlossenen Haushalten 240.000 interaktiv sein", so Telekabel-Sprecher Martin Wilfing. Möglich gemacht wurde die neue Kommunikationsmöglichkeit durch die Verlegung von Glasfaserkabeln. Der Kunde kann sich nun beim Unternehmen etwas bestellen, etwa einen Film. Oder im Net surfen. Über das "TeleWeb" können Daten aus dem Internet mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2,000.000 Bit pro Sekunde übertragen werden. Das ist etwa zehnmal schneller als die beste ISDN-Verbindung. Ein Beispiel: Ein Datenpaket von 1 Megabyte Größe, das per Telefonleitung bisher 10 Minuten unterwegs war, braucht übers Kabel kaum eine Minute.

In der Praxis sieht das so aus: Der Computer des Kabelkunden wird mit einem Kabelmodem verbunden und - wie das TV-Gerät - an die Telekabel-Steckdose angedockt. Nach der Installation der Software ist der Weg frei ins Internet. Wilfings Visionen zur Kommunikationszukunft: "Augenblicklich haben nur drei Prozent der privaten Haushalte in Österreich einen Internet-Zugang. Unser multimediales Angebot soll den breiten Zugang zu diesem faszinierenden Medium ermöglichen." Derzeit hat TeleWeb um die 4.000 Kunden. "Wir wollen die Zahl schon sehr bald verdoppeln", sagt Wilfing.

Die Verbindung zum Internet läuft bei TeleWeb über drei leistungsstarke Leitungen, sogenannte "Backbones", die dafür sorgen sollen, daß sich zumindest auf der Seite der Telekabel nichts staut. Denn wenn die üblichen Internet-Wege genutzt werden müssen, wird der Datentransport wieder langsamer - je nachdem wie leistungsstark und frequentiert die benötigte Route ist. Telekabel versucht hier mit der Anbindung "Vienna Internet Exchange" (VIX) Abhilfe zu schaffen. Via VIX unterhält die Telekabel nämlich Datenaustausch mit den 31 wichtigsten österreichischen Providern, jenen Firmen, die Internetzugänge anbieten. So können nahezu alle österreichischen Web-Inhalte jederzeit sofort abgerufen werden. Zusätzlich hat der Kunde einen Anschluß an den Telekabel-eigenen Zwischenspeicher, den sogenannten "Proxy". Daten, die vom Kunden im Internet abgefragt werden, bleiben rund eine Woche auf dem Proxy-Server gespeichert. Will der Kunde erneut auf die Daten zugreifen, ist ein Weg ins Netz nicht mehr nötig.

"Klassische" Internet-Provider wie zum Beispiel "A-Online" sehen die Konkurrenz des Kabels gelassen. Dieter Haacker, Geschäftsführer von A-Online: "Bei Internet über Kabel hat man zwar eine sehr schnelle Verbindung zum Provider, aber dafür eine sehr langsame in die weite Welt des Internet hinaus." Für ihn liegt der Unterschied freilich auch in der Flächendeckung, denn nur wer einen Kabel-TV-Anschluß besitzt, kann die Möglichkeiten des TeleWeb in Anspruch nehmen. A-Online hat erst im Juli eine großangelegte Werbeoffensive gestartet. Das Unternehmen, das zu 51% der PTA und zu 49% dem ORF gehört, nimmt derzeit 249 Schilling monatliche Gebühr für einen unbegrenzten Web-Zugang. Zudem bietet A-Online auch noch einen Minutentarif (79 Groschen pro Minute) für nicht so eifrige Internet-Surfer. Die Telefonkosten sind in beiden Tarifen jedoch noch nicht enthalten.

Derzeit ist zum Darstellen (interaktiver) Internet-Seiten noch immer ein Computer nötig, doch auch hier hat die Telekabel Pläne. Wilfing: "Wir wollen ab 1999 auch ,WebTV' anbieten. Dabei erspart man sich den PC, das Surfen im Netz erfolgt über die Fernbedienung des TV-Gerätes oder eines Infrarot-Keyboards." Endgerät ist dann eine "Set-Top-Box", die auf dem Fernseher die Web-Inhalte darstellt. Diese Endgeräte müssen allerdings separat erstanden oder gemietet werden. Auch bei A-Online denkt man zur Zeit über die Einführung von WebTV nach.

WebTV hat zwar den Vorteil, daß man per Knopfdruck ins Internet kommt, dennoch gibt es Nachteile gegenüber dem PC. So muß beim WebTV zum Beispiel auf "Chatten", die "Unterhaltung" zweier Internetbenutzer via Tastatur und Bildschirm, verzichtet werden. Die Funktionen des Web-Browsers (des Computerprogramms, das das Internet auf dem Bildschirm sichtbar macht) sind beim TV-Gerät gegenwärtig noch stark eingeschränkt, und Daten oder Programme aus dem Internet in den eigenen Computer herunterzuladen ist überhaupt nicht möglich.

Auf dem Weg ins digitale dritte Jahrtausend hat man bei der Telekabel noch einige Ideen. "Ich sehe die Zukunft des Kabels sehr rosig," meint Markus Wilfing. "Die Entwicklungen im Telekommunikationsbereich sind Zeuge dafür, daß es sich hier um die wichtigste Zukunftsbranche weltweit handelt. Es werden sich immer neue Möglichkeiten eröffnen." Eine davon, die auch für die Telekabel interessant sei, ist die Internet-Telefonie. Dabei telefoniert man über das Internet, und das zu günstigen Online-Tarifen. Dazu ist lediglich ein Mikrofon und die geeignete Software nötig. Anrufen kann man freilich nur jemanden, der auch einen Internet-Zugang besitzt. Im Augenblick muß man sich jedoch vor dem Gespräch noch ausmachen, wann man miteinander telefoniert, da der Gesprächspartner ebenfalls online sein muß. "Wenn diese Technik ausgereift ist, werden wir auch das anbieten," erklärt Wilfing.

Bei der Wiener Telekabel geht man jedenfalls davon aus, daß sich die Kommunikationszukunft volldigital abspielen wird. Letztes Wort in der digitalen Aufrüstung ist die "MMI-Box", die speziell von UPC und Siemens entwickelt wird. Diese wird künftig alles in einem bieten können: TV, Pay-TV (kostenpflichtige TV-Programme), Internet via PC und via TV-Schirm sowie besagte Internet-Telefonie. Ab Herbst 1999 will die Telekabel dann auf digitale Übertragung umschalten. Hier kommt die MMI-Box ins Spiel. Das Angebot läuft allerdings auch analog weiter, sodaß niemand zum Umstieg gezwungen ist.

Ein Ende der digitalen Revolution ist also nicht in Sicht. Wie es weiter geht, steht vielleicht schon irgendwo im Internet. Wenn das Laden der Websites nur nicht so lange dauern würde ...

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