Kärnten ist nicht Österreich

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Das Bild sprach für sich: Statt des Landeshauptmannes von Kärnten - wie bei allen Bundesländerschaltungen an diesem Wahlabend - trat ein dem TV-Zuschauer bislang unbekannter BZÖler vor die Kameras: jung, braungebrannt, unbeholfen und unbedarft in der Artikulation - ein prototypischer Funktionär der Kleinpartei. Jörg Haider sei nicht gekommen, so die unglaubliche Argumentation des politischen Jünglings, weil er nicht gemeinsam mit dem FPÖ-Kandidaten auftreten wolle ...

Einmal mehr musste ganz Österreich mitansehen, wie nördlich der Karawanken demokratische Unreife grassiert - nur ein weiteres Symptom dafür, wie das politische System Österreichs verhöhnt wird: Nirgendwo sonst im Staate ist denkbar, dass ein Verfassungsgerichts-Urteil flagrant missachtet wird. Nirgendwo sonst kann ein einmal mehr wild gewordener Landeshauptmann inserieren, sein Land werde einsprachig werden.

Ganz abgesehen von den sauren Wiesen, die niemand trocken legt: Der Skandal um die Wörthersee-Bühne, durch die Steuermillionen im berühmtesten Gewässer Kärntens versenkt werden, gehört ebenso dazu wie die Unglaublichkeiten um die Bank des Landes, die der Landeshauptmann öffentlicher Kontrolle zu entziehen sucht.

Andreas Khol, Noch-Präsident des Nationalrates, hat vor Jahren Jörg Haiders damalige Partei als "außerhalb des Verfassungsbogens" stehend bezeichnet. Diese - von Khol bekanntlich allzu schnell vergessene - Beurteilung gilt für Haiders heutige Aktivitäten erst recht.

Das Schlimme: Haider sitzt in Kärnten sicher im Sattel, und seine irrlichternde Bewegung errang dort ein Viertel der Stimmen. Man reibt sich die Augen: 80.000 Wähler haben ein ganzes Bundesland in Geiselhaft genommen, als ob Kärnten nicht zum demokratischen Rechtsstaat Österreich gehörte.

otto.friedrich@furche.at

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