Das Operettenfestival Bad Ischl hat sich etabliert.
Das Wort kannte man vor 40 Jahren kaum, aber es war eine frühe Bürgerbewegung, die in der idyllischen Kaiserstadt Bad Ischl, wo seit 1948 Franz Lehár begraben ist, mit dem Schlachtruf "Die Operette lebt" ein Stück der verklärten Vergangenheit reanimieren wollte. Es waren Laien wie der Sargfabrikant Flandera, die sich dem Totsagen einer immer noch beliebten Gattung des Musiktheaters entgegenstellten. Und sie haben sich durchgesetzt - vielleicht mehr als sie träumen konnten. Seit zwei Jahren gibt es im umgebauten Kurhaus das "Kongress & TheaterHaus", mit einer richtigen Bühne, den früheren Charme der Unzulänglichkeit entbehrt man gern. Mit einer "Gala" will man am 14. August, vier Tage vor Kaisers Geburtstag, das Jubiläum feiern.
Österreich hat zwei Operetten-Dirigenten, denen der Titel "Altmeister" unbestritten zukommt: Rudolf Bibl hat sich Mörbisch gesichert, Franz Bauer-Theussl wirkt in Bad Ischl. Musikalisch konnte also auch in diesem Jahr bei der Eröffnung des Festivals mit Carl Zellers "Vogelhändler" kaum etwas schief gehen, zumal mit Bernhard Berchtold als Adam, Cornelia Zink als Christel von der Post und Donna Ellen als Kurfürstin von der Pfalz eine erfrischende Besetzung zur Verfügung stand. Als Aufputz hatte man sich Renate Holm gesichert, deren Rolle der spät und ausdauernd liebenden Baronin Adelaide noch etwas ausgebaut wurde. Auf die angekündigte behutsame Modernisierung der Szene wartete man allerdings vergebens. Die köstliche, im Grunde sehr scharfe Satire auf obrigkeitliche Einmischung wurde genau so vorgehüpft und -gebusselt wie wahrscheinlich schon vor 110 Jahren. Ein paar nette Einfälle des Regisseurs Jörg Fallheier hätten auch ein konservatives Publikum nicht in die Flucht geschlagen.
Das zweite Angebot in diesem Sommer ist Leo Falls "Madame Pompadour". 2002 will man zur Gepflogenheit zurückkehren, alljährlich ein Lehár-Werk zu spielen, ab 2003 soll auch - konzertant - eins der vergessenen dazukommen.
Bis 2. September
