Kapellari: "Miteinander auf dem Weg bleiben“

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Egon Kapellari, Bischof von Graz-Seckau, spricht in seinem "Hirtenbrief in der Fastenzeit 2012“, der am kommenden Sonntag erscheint, auch die Forderungen der Pfarrer-Initiative an.

In seinem Fastenhirtenbrief spricht der Grazer Bischof Egon Kapellari auch heiße Eisen wie die Pastoral an geschiedenen Wiederverheirateten, die Ablehnung der Priesterweihe von Frauen sowie den Plichtzölibat der Priester und die Forderungen der Pfarrer-Initiative an. Die FURCHE dokumentiert Kapellaris Aussagen zu letzteren Themen:

Kirche im Umbruch

" […] 3. Der für unsere Priester verpflichtende Zölibat wird heute besonders häufig in Frage gestellt. Meinungsumfragen haben ergeben, dass die Mehrzahl der heutigen Priester ihren zölibatären Status nicht ändern würde, wenn ihnen dies frei gestellt wäre. Viele plädieren aber für eine Änderung der Zulassungsbedingungen, weil sie meinen, dass dann der Priestermangel weitgehend überwindbar wäre. Ich rede das komplexe Problem des Priestermangels gewiss nicht klein, halte aber die präsentierten Änderungsvorschläge für nicht praktikabel. […]

Die oft beschworenen Schreckensbilder des so genannten "Blaulichtpriesters“ und des unerträglich riesigen Pfarrverbandes werden gewiss nicht Wirklichkeit werden, wenn wir alle beweglicher und kooperationsbereiter werden und ein starres Besitzdenken überwinden. In vielen Diözesen unserer Weltkirche ist man negativ erstaunt über die hierzulande so weit verbreitete Unzufriedenheit und den Mangel an gläubiger Spontaneität. Diese Spontaneität ist nicht planbar und nicht befehlbar. Sie ist eine Frucht der Umkehr, der Bekehrung zu Christus hin, die uns allen immer wieder nottut und an die uns die Fastenzeit erinnern soll. Das erste Wort, das Jesus am Beginn seines öffentlichen Wirkens gesagt hat, lautet: "Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Aus einer solchen Bekehrung werden wache Christen und auch neue Priester erwachsen[…].

In Österreich haben einige Priester im Rahmen einer sogenannten "Pfarrerinitiative“ durch einen "Aufruf zum Ungehorsam“ und später durch einen "Protest für eine glaubwürdige Kirche“ mit einem fünffachen "Nein“ zu den jetzigen Regelungen Veränderungen in der Kirche verlangt. Sie stehen auch in Verbindung mit Laieninitiativen, aus deren Kreis sogar Forderungen nach einer Eucharistiefeier ohne Priester laut geworden sind, was einen offenen Bruch mit dem Kern der verbindlichen katholischen Lehre über die Kirche und ihre Sakramente bedeutet.

Spannungen und Spaltungen

Die Bischöfe haben dazu klar ablehnend Stellung genommen und sie haben zugleich das Gespräch mit Verantwortlichen solcher Initiativen begonnen oder fortgesetzt. Ich selbst habe in einer Fernsehsendung […] gebeten, "vom Gashebel herunterzusteigen“ und habe die Hoffnung ausgesprochen, dass alle hier Tätigen im Boot der Kirche bleiben. Wenn aber das Gegenteil der Fall wäre, dann bin ich als Bischof entsprechend meinem Gewissen und meiner schwerwiegenden Verantwortung für die Einheit und Wahrheit der Kirche verpflichtet, dazu ein klares Wort zu sagen. Ich will alles mir Mögliche tun, damit Katholiken, die auf Veränderungen drängen, im Boot, im großen Schiff der Diözese und der Weltkirche verbleiben können. Es muss aber auch ein klares Nein gesagt werden, wenn einige oder ein Vertreter der "Pfarrerinitiative“ oder einer anderen Initiative in der Überzeugung, dafür eine historische Sendung zu haben, eigenmächtig das Steuerrad dieses Schiffes Kirche ergreifen wollen. Das führt zur Spaltung oder ist schon Spaltung, auch wenn man es in einer weit verbreiteten öffentlichen Meinung anders sieht. Hier droht ein Weg in eine Sackgasse, auf dem schließlich alle nur Verlierer wären. Ich hoffe, dass in der Diskussion darüber allseits auf Polemik verzichtet werden wird.“

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