Karl der Große in romantischer Sicht

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Dresden: Erinnern an die Kaisersäle der Münchner Residenz.

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Dresden: Erinnern an die Kaisersäle der Münchner Residenz.

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Als während des Zweiten Weltkrieges die Königliche Residenz in München zerstört wurde, mag der unwiederbringliche Verlust der Wandgemälde von Julius Schnorr von Carolsfeld in den Kaisersälen zu den geringeren Schäden gezählt haben. Die Kunstgeschichte zwischen Romantik und Historismus stand nicht hoch im Kurs. Das änderte sich. Bald war man froh, daß wenigstens die Kartons, also die maßstabgleichen Vorzeichnungen erhalten waren. Im Unterschied zu den ausgeführten Gemälden, an denen viele Schüler beteiligt waren, stammen die Zeichnungen ausschließlich von der Hand des Meisters. Er konnte 17 davon 1870 in seiner sächsischen Heimat an die Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft für 10.000 Gulden verkaufen.

Durch Auslagerung überstanden sie den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt, wurden dann aber 1993 durch einen Wassereinbruch im Schloß Pillnitz schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Behebung der Schäden hat man gleich eine Restaurierung von Grund auf in Angriff genommen. Die kostet viel Zeit und Geld. So ist jetzt im Dresdner "Albertinum" ein Teilergebnis zu sehen. Für den Saal Karls des Großen in München waren drei Szenen ausgewählt worden: die Kaiserkrönung, die Bekehrung der Sachsen und die Schlacht von Pavia. Diese steht jetzt im Mittelpunkt der Ausstellung als Musterexemplar moderner Restaurierungskunst. Bewußt wurden dazu einige noch unbearbeitete Kartons gehängt und Einblick in die Arbeit der Restauratoren gegeben. Die Eintrittsgelder sollen bei dieser Arbeit helfen.

Schnorr von Carolsfeld hat in München von 1835 bis 1842 gemalt, unter der strengen, man könnte auch sagen besserwisserischen Aufsicht König Ludwigs I., der sich als großer Historiker fühlte. Unter erschwerten Bedingungen also hat der Künstler für die drei Säle, die Karl dem Großen, Friedrich Barbarossa und Rudolf von Habsburg gewidmet waren, meisterhafte Kompositionen geschaffen, zum Teil Massenszenen von dramatischer Ausdruckskraft. Die Nazarener, aus deren Kreis er hervorgegangen war, strebten auch die Wiederbelebung der Monumentalkunst der italienischen Früh- und Hochrenaissance an.

Julius Schnorr von Carolsfeld. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum (Brühlsche Terrasse), bis 16. Jänner 2000.

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