Katholische Aktion will kirchliches Patt aufbrechen

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Die Katholische Aktion Österreich und die Bischöfe planen für 2014 das "Zukunftsforum der Kirche in Österreich“. Mit der Initiative soll Bewegung in die erstarrte Kirchenlage kommen.

Die Ausgangslage ist alles andere als rosig, auch wenn eine Vereinfachung - hier die Bischöfe, dort das Kirchenvolk - viel zu holzschnittartig klingt. Aber viele engagierte Stimmen in der katholischen Kirche Österreichs beklagen die Pattstellung, die zu einem Stillstand geführt hat, der angesichts der Themen und Fragen, denen sich Christen und Kirche im Land zu stellen haben, fatal ist. Einigkeit herrscht in der Diagnose eines kirchlichen Reformstaus, völlige Uneinigkeit folgt aber, wenn benannt werden soll,was denn nun zu reformieren sei - die Pfarrstrukturen oder die Zulassungen zum Weiheamt, um zwei besonders polarisierende Kontrovers-Themen zu nennen. Dazu kommt des Weiteren die Diskussion um den Ort der Religion respektive des Christentums in der säkularen Gesellschaft.

Nach den Worten von Gerda Schaffelhofer, der Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), ist daher eine grundlegende Initiative für einen Aufbruch in der katholischen Kirche Österreichs notwendig. Schaffelhofer, die auch Geschäftsführerin der FURCHE ist, freut sich über einen "wichtigen Schritt“ in diese Richtung: Beim ersten Zusammentreffen des im Herbst neu gewählten Präsidiums der KAÖ mit der Bischofskonferenz, das am 8. Jänner in Salzburg stattgefunden hat, konnte das Projekt eines "Zukunftsforums der Kirche in Österreich“ aus der Taufe gehoben werden.

"Es ist gelungen, die Bischöfe von der Notwendigkeit eines derartigen Vorhabens zu überzeugen“, erzählt Schaffelhofer. Und sie würdigt dabei besonders das Engagement von Kardinal Christoph Schönborn und des Kärntner Bischofs Alois Schwarz, der in der Bischofskonferenz für die Katholische Aktion zuständig ist.

Schwarz seinerseits streut im Gespräch mit der FURCHE der KAÖ Rosen: Die Katholische Aktion habe das Anliegen gegenüber den Bischöfen "sehr überzeugend“ dargelegt: "Ich bin dankbar, dass es sehr gewinnend formuliert wurde.“

Ein Aufbruchssignal "im Konsens“

Das "Zukunftsforum der Kirche in Österreich“ ist in der Perspektive des 40. Jahrestags des Synodalen Vorgangs, mit dem 1974 die Beschlüsse des II. Vatikanums in Österreich umgesetzt werden sollten, angelegt. In einer gemeinsamen Erklärung der KAÖ und der Bischöfe wird das Anliegen betont, "im Konsens ein Signal für den Aufbruch in der Kirche“ zu setzen.

Konkret werden dazu vier Eckpunkte formuliert: 1. wie sich die Kirche in der pluralen Welt positionieren und mit anderen Religionen und Weltanschauungen sowie mit Suchenden, Zweiflern und Nichtglaubenden in einen "verständnisvollen Dialog“ treten kann; 2. der Bereich Beziehung, Ehe, Familie, wo es auch darum gehen soll, welche Unterstützung die Kirche jenen Menschen anbietet, deren Beziehungen gescheitert sind. Der 3. Punkt benennt "Neuevangelisierung“ - hier im Sinn einer "Spiritualität der Achtsamkeit und Solidarität“ formuliert -, die in "Politik, Wirtschaft, Gesellschaft“ verankert werden soll, und 4. die Frage der Laienpartizipation, wie also die Laien künftig ihre Verantwortung als Getaufte in der Kirche wahrnehmen können.

Alois Schwarz präzisiert: "Es geht hier letztlich um die Würde des Menschen. Und das ist ein Anliegen, das jeden Menschen interessieren müsste.“ Der Bischof betont noch einmal, dass er für diesen Gesprächsprozess offen ist: "Ich sehe das als starkes gemeinsames Signal, sich den wichtigen Themen der Gesellschaft heute zu stellen. Die Zeit ist reif dafür.“

Was sagen aber Vertreter des "Reformlagers“ zur Initiative der KAÖ? Die FURCHE erreichte den Vorsitzenden der Plattform "Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka, der das Projekt als "realistischen Versuch“ der Katholischen Aktion lobt, Bewegung in die Situation zu bringen. Hurka ortet in der gemeinsamen Erklärung durchaus Themen, in denen sich Anliegen der Kirchenvolks-Begehrer wiederfinden, etwa in der Frage des Umgangs mit geschiedenen Wiederverheirateten oder einer stärkeren Partizipation der Laien. Auch wenn betont werde, die Kirche müsse mit Gesellschaft und Wissenschaft in Dialog treten, sei das ein Ausgangspunkt, denn, so Hurka: "Wenn die Kirche das wirklich tut, wird sie sich verändern müssen.“ Und darauf setzt er. Das "Zukunftsforum der Kirche“ könne ein Anfang sein, sicher nicht das Ende. "Wir sind Kirche“ ist jedenfalls offen für eine Mitarbeit.

Eine Chance, die Frustration zu überwinden

Mit der Frage der Dialogpartner innerhalb wie außerhalb der Kirche steht und fällt auch das neue Projekt. Das letzte Mal gab es 1998 Vergleichbares mit dem "Dialog für Österreich“, der allerdings alles andere als rühmlich endete. Alois Schwarz, der damals schon Weihbischof in Wien war, betont, dass das neue Projekt "etwas anderes“ als der "Dialog für Österreich“ sei. Aber niemand solle ausgeschlossen sein. Schwarz: "Es ist hier eine Einladung an alle ergangen, die bereit sind, bei diesen Themenstellungen mitzumachen.“

KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer betont gleichfalls: Niemand werde ausgeklammert. Sie wünscht sich, dass möglichst viele an Bord kommen: Das "Zukunftsforum“ soll zum Zusammenschluss "all jener werden, denen die Kirche ein Anliegen ist“. Und Schaffelhofer setzt eine Hoffnung hinzu: "Es könnte eine Chance sein, die Frustration auf allen Seiten aufzubrechen.“

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