Das Ereignis ist ob der politischen Turbulenzen im Land schon wieder in den Hinterköpfen verschwunden. Dennoch ist das eintägige Aus für Dietrich Mateschitz' TV-Sender ServusTV ein (medien)politisches Sittenbild für die Zustände im Land. Auch wenn manche ein Ende-gut-alles-gut-Szenario beschwören, müssen Fragen gestellt bleiben, die einen durchaus beunruhigen sollten.
Keine Frage, dass der kleine TV-Sender, der seit 2009 unter diesem Namen on air ist, seine Meriten hat. Ein regionales Qualitätsprogramm, das dem Platzhirschen ORF nicht nachsteht, ist ServusTV durchaus zu bescheiden. Nicht zuletzt das Diskussionsformat "Talk im Hangar 7", das zweimal wöchentlich auf dem Sender läuft - am Montag mit Sport-,am Donnerstag mit gesellschaftlich-politischen Themen -, war zumindest zu Beginn ein innovatives Format, das sich der ORF so längst nicht mehr traute. Mittlerweile ist die Innovation auch schon in die Jahre gekommen, aber im Verein mit den Naturdokumentionen und allerlei gut gemachten Feature-Sendungen ist das Programm "herzeigbar" geblieben: So etwas hatte man von einem Privatsender nicht erwartet.
Wer das Gold hat, macht die Regeln ...
Kosten und Reichweiten landeten allerdings nicht in dem Bereich, die ein wirtschaftlich erfolgreiches Arbeiten ermöglichen. Das pfiffen die Spatzen schon seit langem von den Dächern. Dass sich Red-Bull-Milliardär Mateschitz den Sender als eine Art Mäzen "leistete", wurde ihm bis Mittwoch der Vorwoche hoch angerechnet. Bis dahin galt Mateschitz als der "gute" Milliardär - im Gegensatz zum politisch irrlichternden Frank Stronach, von dem bekanntlich der Ausspruch "Wer das Gold hat, macht die Regeln" stammt.
Nun wissen wir es, auch im Haus ServusTV bestimmt das Gold alle Regeln: Eigentlich glaubte man, dass die Errichtung eines Betriebsrats im Land eine Selbstverständlichkeit und keiner Erwähnung wert ist. Die Vorgänge um ServusTV belehren uns eines Besseren: Mateschitz kündigte, als ruchbar wurde, dass über eine Arbeitnehmervertretung nachgedacht wurde, gleich die ganze Belegschaft. Und nahm das alles tags darauf zurück, nachdem dieselbe und die institutionellen Vertreter (AK, Gewerkschaft) klein beigegeben hatten. Man kann sich die Folgen für Arbeitnehmerrechte kaum schon ausmalen, die diese Vorgänge zeitigen.
Dazu wurde auch sichtbar, dass es ServusTV durchaus nur in dem Sinn gibt, wie es dem Eigentümer beliebt: Sozialkritische Dokumentationen, die wirtschaftliche Ungleichheit und Ungleichzeitigkeit thematisieren - um nur ein Beispiel herauszunehmen - wären nicht nach dem Geschmack des Eigners. Naturdokumentationen schon - und die bilden ausführlich und auch in hoher Qualität das Programm.
Die Wirklichkeit besteht aber nicht nur aus Naturfilmen. Der Salzburger Medienwissenschafter Josef Trappel hat im Standard den Mateschitz-Sender als "Mogul TV" bezeichnet. Besser ist die Problematik, die hinter dem kleinen, aber doch nicht so feinen ServusTV steckt, nicht auf den Punkt zu bringen.