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Josef Mikl, der heuer seinen 75. Geburtstag feierte, ist eine Retrospektive in der Kunsthalle Krems gewidmet.

Form und Farbe, das sind die zwei wichtigen Ingredienzien für die Malerei. Die beiden bedürfen einander in der Malerei, ergänzen einander, führen sich gegenseitig zur Vollendung. Immer dort, wo Malerei sich zu sehr auf die Seite von einer der beiden schlägt, leidet sie darunter. Immer dort, wo beide zu ihrem uneingeschränkten Recht kommen, entsteht Großes. Diese Größe hängt allerdings vom Können und der Zielstrebigkeit des Produzenten ab. Dass Form und Farbe keine Konkurrenten sind und dass die beiden erst dann voll entfaltet sind in der Malerei, wenn sie gemeinsam die Verantwortung für das Bild tragen, lässt sich eindrucksvoll und überzeugend in der Retrospektive von Josef Mikl nachvollziehen.

Kompromisslose Malerei

Als Josef Mikl vor 75 Jahren geboren wurde, standen schwierige Zeiten bevor. Politische Unruhen und Machtübernahmen, ein Weltkrieg und der entbehrungsreiche Wiederaufbau. Für Josef Mikl kein Hindernis, sich für die Malerei zu entscheiden. Und für was für eine Malerei noch dazu. Ohne Seitenblicke auf geschmäcklerische Geldbeschaffungsbilder, kompromisslos gegenüber allen Einflüsterungen von außen, seien es nun die großen kunstgeschichtlichen Vorbilder oder seien es die Modemacher des Kunstmarktes. Seine Kunst war eben immer seine Kunst, seine ureigene Auseinandersetzung mit der Welt und mit sich selbst.

Immer eng am Gegenstand, an der menschlichen Figur, an den Landschaften, an den kleinen Dingen aus seiner Umgebung werkt der Malerforscher Josef Mikl. So eng am Gegenstand arbeitet er dabei, dass er alles malerisch befreien kann. Gleich wie Form und Farbe in der Malerei die Brennpunkte einer gelungenen Komposition bilden, entfalten Gegenstand und Freiheit der Malerei bei Josef Mikl eine prächtige Symbiose. Eine Symbiose als Gradwanderung, denn niemals übernimmt der Gegenstand in seiner vordergründigen Erscheinung das Kommando über den Pinsel. Und niemals verflacht die praktizierte malerische Freiheit zu billiger Beliebigkeit. Um eine Anleihe bei Otto Mauer zu nehmen, Josef Mikl ist ein Realist.

Josef Mikl und Otto Mauer

Hierzulande gehören die Namen Mikl und Mauer zusammen, stellte Mauer doch den jungen Mikl in seiner Galerie aus und protegierte ihn. Gegenüber gut gemeinten, aber voreiligen Eingemeindungen darf allerdings gefragt werden, ob Mikl ein wichtiger Maler ist, weil Mauer ihn präsentierte, oder ob nicht Mauer deswegen ein guter Galerist war, weil Mikl ein wichtiger Maler ist und Mauer ihn deshalb ausstellte. Viel eher gab jeder von seiner Seite her das Beste, neidlos und unprätentiös. Das Resultat ist ein wichtiges Stück österreichischer Kulturgeschichte des vorigen Jahrhunderts.

Einfach, nicht simpel

Josef Mikl ist kein Schönredner, weder im Gespräch und schon gar nicht in seiner Malerei. Und gerade deswegen sind beide so schön, seine Rede und seine Malerei erst recht. Denn wie bringt er die Charakteristik seiner Malerei auf den Punkt: "Die einfache Fähigkeit, einfache Dinge einfach zu sehen, ohne sie zu simplifizieren." Und genau für diese Einfachheit bedarf es der Größe. Groß kommt von Mikl. So ähnlich könnte man etymologisch argumentieren, schließlich leitet sich der Name des Malers, laut Alois Brandstetter, vom althochdeutschen "mikil" ab, was "groß" bedeutet. Wenn sich einerseits Form und Farbe in ungekünstelter Harmonie und andererseits Nähe zum Gegenstand und malerische Freiheit auf einer Leinwand lückenlos zusammenfinden, dann handelt es sich nicht nur um große Malerei, dann könnte es auch sein, dass Josef Mikl mit im Spiel war.

Josef Mikl, Retrospektive

Kunsthalle Krems

Franz Zeller Platz 3, 3500 Krems-Stein Bis 13. Februar 2005 tägl. 10-17 Uhr, 24. 12. geschl., 25. 12. 10-17 Uhr 31. 12. geschl.; 1. 1. 2005 14-17 Uhr Katalog: Carl Aigner, Tayfun Belgin (Hgg.) Josef Mikl, Retrospektive 1947-2003, Krems 2004, 203 Seiten, e 23,-

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