Keine falsche Angst vor Moskau!

Werbung
Werbung
Werbung

Vor der militärischen Stärke des gegenwärtigen Rußland hat wirklich niemand Angst, und das ist wohl begründet. Auch der schlaue Fuchs in Belgrad wird das immer gewußt haben. Ein Milosevi'c erwartet nicht, daß ein Hase ihn verteidigt.

Aber nun haben die Hasenfüße im Westen wieder Angst, Moskau könnte durch Einbeziehung in die diplomatische Vermittlung politisch zu stark werden. Quasi: Man soll Rußland demütigen, solange das nur möglich ist! Das aber heißt nun wirklich, nichts aus der Geschichte gelernt zu haben.

Wenn in der jetzigen Situation Serbien und Rußland gleichzeitig systematisch gedemütigt werden, schweißt man sie gewaltsam für viele Jahrzehnte zusammen. Ist das nicht die Lehre, die uns die unseligen Pariser Vororte-Verträge nach dem Ersten Weltkrieg beigebracht haben sollten?

Wenn die USA und die EU jetzt klug sind, werden sie Rußland den Vortritt bei der Vereinbarung eines Waffenstillstands und neuer Verhandlungen lassen. Das stärkt das Selbstbewußtsein in Moskau, läßt Belgrad Reste von Gesicht wahren und macht einen Rückzug leichter.

Das äußere Entgegenkommen des Westens könnte darin bestehen, daß bei einer politischen Lösung die NATO in den Hintergrund, die UNO in den Vordergrund tritt und die Internationalisierung des Kosovo-Problems unter Einschluß Rußlands offen bleibt.

Das wäre eine harte Nuß für das Prestigedenken einer Großmacht. Es wäre zugegebenermaßen auch ein unverdientes Einlenken dem Menschenschlächter Milosevi'c gegenüber. Aber es wäre eine weise Politik, und einzuräumen ist ja wohl, daß die Perfektionisten uns bisher auch nicht sehr viel weitergebracht haben.

Gerechtigkeit ist ein hohes Gut, Frieden ist es auch. Immer wieder muß sich eine in Wehen liegende Welt in Erinnerung rufen, daß oft mit der Parole "Alles oder nichts" alles verspielt und nichts erreicht wird. Was zählt, ist der Mensch, der lebt und leidet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung