Keine Ruhe vor dem Sturm

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Mit einer Überschreibung von Shakespeares Inselmärchen "The Tempest“ machen sich 30 Laienschauspieler der Brunnenpassage daran, das Volkstheater im Sturm zu erobern. Der KunstSozialRaum Brunnenpassage steht seit 2007 Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft offen. Nun hat das engagierte Sozialprojekt aus dem 16. Wiener Bezirk gemeinsam mit dem Schweizer Regisseur Daniel Wahl und dem jungen Dramatiker Clemens Mädge, unterstützt von Karl Markovics, ein Jahr lang an der Performance "Ausnahmezustand Mensch Sein“ gefeilt. Das sympathische Amateurensemble bringt die eigenwillige Adaption als atmosphärisch dichtes und berührendes Spektakel auf die Bühne.

Koproduktionen zwischen Off-Theater und etablierten Bühnenhäusern sind selten. Als einer von wenigen setzt der Noch-Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg den Weg des sozial engagierten und interkulturellen Dialogs mit dieser Inszenierung konsequent fort. Die Reihe "Die besten aus dem Osten“ bringt Theatergruppen aus den östlichen Nachbarländern in die Volkstheaterspielstätte im Hundsturm und mit den Dokutheaterstücken "Die Reise“ und "Das Kind“ treten (post-)migrantische Laiendarsteller vors Publikum.

Es geht um den inneren Konflikt

Diesmal steht das Zusammenspiel zwischen und mit den Kulturen im Zentrum. Mit viel Musik, chorischen Elementen und in neun verschiedenen Sprachen wird das Schicksal des vertriebenen Herrschers Prospero in losen Textfetzen und mit vollem Körpereinsatz aufgeführt. Gleich zu Beginn legen die DJanes des Musikerkollektivs Brunnhilde los, daneben sind historische und aktuelle O-Töne über Kurzwelle zu hören, die gestrandete Schiffsbesatzung läuft zwischen Wasserbecken und der stählernen Inselkonstruktion umher. Die Rolle des Prospero wird auf mehrere Darsteller aufgeteilt, Mädge zeigt nicht die äußere Handlung, die nur andeutungsweise zu erkennen ist, er bringt den inneren Konflikt des ehemaligen Herzogs von Mailand als vielstimmigen und vielsprachigen Monolog auf die Bühne. Einzelne Figuren halten die Selbstgespräche immer wieder an, am Schluss regiert der Wahnsinn. Wer bist du? lautet der unbeantwortete finale Satz, bevor der Vorhang fällt und verdienter Applaus losbricht. An diesem Abend bleiben viele Fragen offen, nichtsdestotrotz machen die Mitglieder der Brunnenpassage dieses wirre Stück zu einem echten Theaterereignis.

Ausnahmezustand Mensch sein

Volkstheater Wien - 16., 17. Mai

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