Kiki Kogelnik läßt die Skelette tanzen

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Totenschädel haben bekanntlich zu grinsen. Doch der Ausdruck der von Kiki Kogelnik für den Karner von Stein im Jauntal angefertigten Totenschädel ist unverkennbar: Sie grinsen nicht, haben auch sonst wenig Unheimliches an sich, sondern lächeln dem Beschauer freundlich zu. Beim Totentanz im Karner von Stein liegt die Betonung auf dem Tanz: Komm her, spiel ma a bisserl sterben. Er ist die letzte große, im (zurückgewiesenen?) Bewußtsein des bevorstehenden eigenen Todes entstandene Arbeit der am 1. Februar 1997 nach langer Krankheit im Alter von 62 Jahren Jahren gestorbenen Künstlerin. Die Äußerung bei ihrer Rede anläßlich der Fertigstellung, auf den Tag genau ein halbes Jahr vor ihrem Tod, ihr Atelier sei nun endlich frei für etwas Neues, mag auf ein solches Zurückweisen hindeuten.

Tanz der gefährdeten Schöpfung

Selbstverständlich ist die relative Heiterkeit dieses Totentanzes künstlerisches Programm und gründlich durchdacht. Indem sie ihre Skelette raumbeherrschend rundum tanzen ließ, wollte sie nicht, wie die Totentanzkünstler früherer Jahrhunderte, die Gleichheit aller Menschen im Tode darstellen (die allerdings in der Gleichförmigkeit der schablonierten, "geklonten" Schädel wiederkehrt), sondern die ganze Schöpfung einbeziehen. Ihr Totentanz sei ein Tanz der ganzen gefährdeten Schöpfung, des Menschen, der Tiere und ihrer Umwelt, zitiert sie Arnulf Rohsmann in dem von der Gemeinde St. Kanzian am Klopeiner See herausgegebenen Buch zum Werk. Lebte sie noch, könnte man ihr zu dieser liebevoll gemachten Publikation gratulieren.

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