Kinder lernen Kunst zu schaffen

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Der Verein seedingart veranstaltet Workshops in denen Kinder mit bekannten Künstlern für einen guten Zweck malen. Diesmal begleitete sie Heimo Zobernig.

"Ist das auch mit Farbe gemalt?“, fragt die 9-jährige Melanie. "Ja, natürlich“, sagt Heimo Zobernig über ein Farbfelder-Buchstaben-Werk, das in seinem Atelier hängt. "Boah, ist das schwierig“, sagt Melanie und schaut fasziniert auf die ineinander greifenden Buchstaben. Sie, ihre Freundin Christina und beider kleinere Schwestern Anna und Sophie dürfen Zobernig heute in seinem Atelier besuchen - und nicht nur das. Sie werden mit dem bekannten Künstler ein gemeinsames Bild herstellen.

Der Verein seedingart ermöglicht nicht nur den Besuch der Kinder in den Ateliers, er versteigert die Kunstwerke, die bei diesen Ateliervisiten entstehen, auch für einen guten Zweck. Bereits zum vierten Mal findet eine solche Versteigerung am 13. April im ZOOM Kindermuseum im MuseumsQuartier Wien statt. 2011 konnten 50.000 Euro ersteigert werden, die-ese kommen dem Verein Limda zugute, der sich für legal in Wien lebende Kinder aus Asylantenfamilien engagiert und diesen Schul- und Kindergartenplätze, aber auch Spiel- und Lernbetreuung sowie therapeutische und medizinische Grundbetreuung organisiert.

6- bis 14-Jährige malen also gemeinsam mit bekannten Künstlern wie Zenita Komad, Esther Stocker, Jakob Gasteiger und weiteren für einen guten Zweck - und zur eigenen großen Bereicherung, wie Projektleiterin Alexandra Grubeck erklärt: "Wir wollen Bewusstsein schaffen für das, was Kunst ist - und dafür, wie sie entsteht. Für die Kinder ist der Atelierbesuch ein tolles Erlebnis. Die meisten malen auch zu Hause nachher noch mehr, die Eltern rufen mich an und sagen, sie seien gar nicht zu bremsen.

Die Kunst steht im Vordergrund

Eine Neunjährige wollte nach einem Fotoworkshop auch sofort eine eigene Kamera“. Sie habe mehr Anmeldungen als Plätze, es sei aber wichtig, dass es nicht zu viele Teilnehmer seien und dass die Kinder einander kennen, damit nicht das Fremdeln und Kennenlernen, sondern die Kunst im Vordergrund stehe. "Vor allem geht es um das tolle Gefühl, eine Produktionsstätte von innen zu sehen und zu erleben, dass Kunst Arbeit ist“, sagt Grubeck. "Es geht nicht nur um betreutes Malen, sondern auch um das Resultat“ - wird dieses doch um ein Drittel oder ein Viertel des Marktwerts des Künstlers in der Auktion angeboten.

Zobernig geht es langsam an, erst erklärt er den vier Mädchen genau, wie Farbe hergestellt wird, lässt sie am Leinsamenöl riechen und die Farbe in Marmeladegläsern genau begutachten. "Wir malen heute ein Bild wie das da oben und keine Prinzessin, okay?“, fragt er und die Mädchen drehen sich zu einem Streifengemälde. Keine Sekunde zögern sie, schon lassen sie sich von Zobernig Bleistift und Lineal geben und verbinden von ihm abgemessene Abstandsmarkierungen. "Das ist aber ziemlich schief“, sagt eines der Mädchen kritisch zur anderen. "Du hast mich angepatzt“, hört man und: "Bitte den Pinsel auswaschen“ - und Zobernig macht diesen Hilfsdienst, lässt die Kinder ansonsten gewähren.

Spielerisches Lernen

Auch die Reihenfolge der Farben dürfen sie selbst wählen. Eifrig ordnen die vier rasch die Farbgläser und Zobernig meint: "Das ist ja wie ein Regenbogen. Ich glaube, das wäre nicht so ein schönes Bild“. Prompt und ohne Widerspruch werden die Gläser durcheinander gewürfelt und voller Eifer die Farbstreifen auf die Leinwand gemalt. Schön säuberlich, wieder lässt sie Zobernig gewähren, ohne einzugreifen - auch, wenn einmal jemand die vorgezeichneten Linien überschreitet. "Es geht darum, die Kinder anzuleiten und ihnen ein paar Tipps zu geben, damit aus dem Herumschmieren ein Handeln mit Absicht wird. Ich mache das gerne, weil es für einen guten Zweck ist, ansonsten habe ich aber - außer mit den eigenen - noch nicht mit Kindern gearbeitet,“ sagt Zobernig.

Nach einer guten Stunde ist das Bild fertig. "Es schaut aus wie ein nah fotografiertes, buntes Zebra“, sagt Melanie. "Oder als ob viele Flüsse nebeneinander fließen“, meint Christina. Ob sie zu Hause jetzt auch eher Streifen malen werden? "Ja, warum nicht. Oder ich male einmal so etwas“, sagt Melanie und zeigt wieder auf das Buchstabenbild daneben.

Schließlich muss Zobernig doch noch eingreifen: "Die Streifen brauchen mehr Farbe,“ sagt er. "Aber das ist in deinem Bild oben auch nicht so“, beobachten die Mädchen richtig. "Aber lasst es uns probieren.“ Und dick wird die Farbe aufgetragen und noch dicker, bis Zobernig am Schluss schmunzelt: "Toll, da habe ich etwas Neues entdeckt.“ Vielleicht hat nicht nur er die Kinder inspiriert, sondern diese auch ihn.

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