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"Denn ist nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt? - Zu sagen: - ausgenommen, was die Kirch' an Kindern tut." Am Wiener Burgtheater erhob sich jüngst bei der Premiere - vermutlich aber auch bei jeder folgenden Vorstellung - von "Nathan der Weise" bei diesen stets Heiterkeit auslösenden Worten des Patriarchen von Jerusalem ein besonders schallendes, fast höhnisches Gelächter.

Dieser selbstgerechte Text, noch dazu aus dem Mund einer antisemitisch gezeichneten Figur, für die es außerhalb der Kirche kein Heil gibt, weckt natürlich sämtliche Ressentiments gegenüber kirchlicher Erziehung. Und wer denkt dabei nicht sofort an den "Fall Paterno" und andere, bereits nachgewiesene Fälle von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld - sei es durch Priester, Ordensleute oder mit Kinder- und Jugendarbeit befasste Laien.

So gut der Ruf vieler kirchlicher Einrichtungen auf diesem Gebiet ist, er leidet unter jeder derartigen Affäre. Wie weit ist es gekommen, wenn viele Kirche nur noch mit Missbrauch, Kinderpornografie und Heuchelei assoziieren? Wie kommen die zahllosen vorbildlich ihren kirchlichen Dienst tuenden Personen dazu, sich immer wieder für Dinge anpöbeln zu lassen, die man sicher nicht hundertprozentig ausschalten, aber durch mehr präventive Maßnahmen und strengere Kontrolle und Sanktionen sicher stark reduzieren könnte?

Die Kirche wird zeigen müssen, dass sie auf diesem Gebiet wirklich ihr Möglichstes an Reformen tut, denn wenn die Mehrheit der Gesellschaft zu kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit kein Vertrauen mehr hat, ist das für sie eine Katastrophe.

Der Autor ist freier Journalist.

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