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Wenn Andreas Prochaska im Kino sitzt, will er sich fürchten oder amüsieren. Sein neuester Film verspricht Lacher.

Der Regisseur Andreas Prochaska wechselt vom Horrorfilm (#In 3 Tagen bist du tot#) zur Komödie: #Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott# hat Kinopremiere. Mit der FURCHE spach er über seine Freude am Kino und den Horror vorm Scheitern.

DIE FURCHE: Wie kam es zur #Entführung der Frau Elfriede Ott#?

Andreas Prochaska: Michael Ostrowski hat mir das Drehbuch vorgeschlagen. Ich fand das Konzept, eine Komödie mit einer real existierenden Person zu machen, sehr reizvoll. Wir haben uns dann mit Elfriede Ott in den Kammerspielen getroffen. Dort mussten wir erst den Pipsi-Test bestehen. Pipsi ist ihr Chihuahua. Er hat uns nicht gebissen.

DIE FURCHE: Ott-Test gab es keinen?

Prochaska: Es ist schon bemerkenswert, dass sich die Frau Ott so schnell überzeugen ließ, immerhin widerfahren ihr im Film ja einige sehr seltsame Dinge. Aber sie hat Mut zur Selbstironie, und ich habe großen Respekt vor ihr. Der hat sich durch den Film nur noch gesteigert.

DIE FURCHE: Sie werden dem Blockbusterkino zugeordnet # stört Sie das in einem Land, das vor allem für seine Autorenfilme bekannt ist?

Prochaska: Nein, jeder soll die Filme machen, die er möchte. Ich habe einen hedonistischen Zugang, was Kino betrifft. Im Kino will ich mich fürchten, schrecken, amüsieren können. Mich interessiert emotionales Kino. Es ist mir als Regisseur wichtig, dass es funktioniert, wie ich es mir gedacht habe. Ich möchte Filme machen, die ich und meine vier Söhne sich auch ansehen würden.

DIE FURCHE: Wird man in Österreich erst anerkannt, wenn man tot oder im Ausland ist?

Prochaska: Das ist ein stark strapaziertes Klischee. Aber natürlich habe ich mich auch oft gewundert, warum bestimmte Dinge hier noch niemand gemacht hat. Beim Sequel zu #In 3 Tagen bist du tot# wurde ich international auf den Fall Fritzl angesprochen: Ob das Wegsperren von Menschen in Kellern eine österreichische Eigenart sei. Obwohl der Film gar nichts damit zu tun hatte, gab mir das zu Denken. Es existiert diese österreichische Neigung, alles unter den Teppich zu kehren. Aber das Unterbewusste schlägt irgendwann zurück.

DIE FURCHE: Wie hat Sie die Zusammenarbeit mit Michael Haneke beeinflusst, bei dem Sie früher als Schnittmeister tätig waren?

Prochaska: Die Auseinandersetzung mit ihm und seiner Herangehensweise war sehr interessant und ich habe aus dieser Zusammenarbeit viel mitgenommen: Genauigkeit, vor allem im Zuhören.

DIE FURCHE: Sind Sie ein demokratischer Regisseur?

Prochaska: Überhaupt nicht. Demokratie funktioniert beim Film nur bis zu einem gewissen Grad. Ich finde es immer wichtig, Meinungen zu hören und Einflüsse zu bekommen, die kreative Energie von allen aufzusaugen. Aber am Ende des Tages braucht es eine Linie, die einer oder eine vorgeben muss. Selbst wenn es zum Scheitern führt, aber jedes Schiff braucht eine Richtung. Alles im Konsens, das funktioniert nicht.

DIE FURCHE: Wie sehr trifft Sie ein Scheitern?

Prochaska: Sehr. Zuerst bin ich immer geneigt zu denken: Ist das Publikum blöd? Wenn man einen Film macht, dreht man sein Innerstes nach außen und ist angreifbar. Da will man bei Kritik im ersten Reflex schon mal jemand aufs Maul hauen. Aber lehnt man sich aus dem Fenster, gehört eben der Gegenwind dazu. Viele sagen, sie lesen keine Kritiken. Aber natürlich liest man sie und freut sich über gute und ist gekränkt bei schlechten. Ich brauche immer fünf gute Kritiken, um eine schlechte zu verdauen. Alles andere wäre, zumindest was mich betrifft, gelogen.

* Das Gespräch führten A. Zawia und M. Greuling

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