KKW Temelin - alles o.k.!

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Auszüge aus der "über den üblichen Standard hinausgehenden" Umweltverträglichkeitsprüfung, Prag im April 2001

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Auszüge aus der "über den üblichen Standard hinausgehenden" Umweltverträglichkeitsprüfung, Prag im April 2001

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Schlüsselproblem: Strahlungshygiene - Luft Gemäß der bestehenden Untersuchung kann festgestellt werden: Während des normalen Betriebs verursachen Emissionen radioaktiver Stoffe in die Luft keine Bestrahlung der Bevölkerung, die zur Gefährdung der Gesundheit führt.

Empfehlung: Im Rahmen des Programm des Strahlungsmonitoringnetzes der Tschechischen Republik ist es erforderlich, die Bestimmung der radioaktiven Stoffe in den Aerosolen und der Photonen-Äquivalentdosisleistung in der Luft abzusichern. Das gegenwärtig realisierte Messprogramm entspricht den Forderungen des Monitorings hinsichtlich des Gesundheitsschutzes. Das System ist in der Lage, bei einem auslegungsüberschreitenden Unfall, der das Umfeld beeinträchtigt, die bestehende Luftkontamination zu signalisieren. Die Ergebnisse des Monitorings im erweiterten Regime haben in diesem Fall zum operativen Management des Schutzes der Bevölkerung beigetragen.

Schlüsselproblem: Strahlungshygiene - Gewässer Gemäß der bestehenden Untersuchung kann festgestellt werden: Während des normalen Betriebs verursachen die Emissionen radioaktiver Stoffe in Wasserläufe und Wasserspeicher keine Bestrahlung der Bevölkerung, die zur Gefährdung der Gesundheit führt. Im zeitlichen Horizont von mehreren Jahren kann bei einigen Trinkwasserressourcen das Vorhandensein von Tritium, das die Bestimmungsgrenzen dieses Radionuklids überschreitet, ermittelt werden. Die gesundheitlichen Folgen einer solchen Kontamination wären vernachlässigbar, da die bewirkten Dosen weniger als ein Promille des natürlichen Hintergrundes betragen würden.

Empfehlung: Im Rahmen des Programms des Strahlungsmonitoringnetzes der Tschechischen Republik ist es erforderlich, die Bestimmung der radioaktiven Stoffe in den Oberflächengewässern, dem Grundwasser und den Trinkwasserressourcen abzusichern. Das gegenwärtig realisierte Messprogramm entspricht den Forderungen des Monitorings hinsichtlich des Gesundheitsschutzes. Das System ist in der Lage, bei einem auslegungsüberschreitenden Unfall, der das Umfeld beeinträchtigt, die bestehende Wasserkontamination zu signalisieren. Die Ergebnisse des Monitorings im erweiterten Regime würden in diesem Fall zum operativen Management des Schutzes der Bevölkerung beitragen.

Schlüsselproblem: Strahlungshygiene - Lebensmittelketten Gemäß der bestehenden Untersuchung kann festgestellt werden: Während des normalen Betriebs verursachen die Emissionen radioaktiver Stoffe in die Luft und die Gewässer keine solche Kontamination der Lebensmittelkette, die die Gesundheit der Bevölkerung gefährden würde.

Empfehlung: Im Rahmen des Programms des Strahlungsmonitoringnetzes der Tschechischen Republik ist es erforderlich, die Bestimmung der radioaktiven Stoffe in den einzelnen Bestandteilen des Lebensmittelkorbes abzusichern. Das gegenwärtig realisierte Messprogramm entspricht den Forderungen eines solchen Monitorings hinsichtlich des Gesundheitsschutzes. Das System ist in der Lage, bei einem auslegungsüberschreitenden Unfall, der das Umfeld beeinträchtigt, im erweiterten Regime zum operativen Management des Schutzes der Bevölkerung beizutragen.

Schlüsselproblem: Kommunalhygiene (nichtradiologische Faktoren) Gemäß der bestehenden Untersuchung kann festgestellt werden: Die Kennwerte der Umweltbelastung und der gesundheitlichen Gefährdung nichtradiologischer Natur während des normalen Betriebs des KKW Temelin werden offensichtlich nicht auf ein zusätzliches Risiko für die Bevölkerung hinweisen.

Empfehlung: Die Umweltkomponenten müssen unter dem Aspekt der normal untersuchten Indikatoren der chemischen und mikrobiologischen Belastung der Gewässer und anderer Umweltkomponenten insbesondere durch den Hygienedienst und die wasserwirtschaftlichen Behörden überwacht werden.

Schlüsselproblem: Wohlbefinden der Bevölkerung Gemäß der bestehenden Untersuchung kann festgestellt werden: Das Wohlbefinden der Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in der Umgebung des KKW Temelin wurde bereits während des Baus beeinflusst und es kann eine weitere Entwicklung der Haltungen der Bevölkerung erwartet werden. Es werden sowohl negative Haltungen bezogen (unter dem Einfluss z. B. der Eingriffe in die Landschaft und der Medialisierung von gegen die Kernkraft gerichteten Aktivitäten), als auch positive Haltungen (wegen weiterer Arbeitsgelegenheiten, der Förderung kommunaler Investitionen und anderer Aktivitäten).

Empfehlung: Es ist dringend erforderlich, die psychosoziale Problematik durch Organisierung einer systematischen soziologischen Untersuchungen und durch sich daran anschließende Maßnahmen auf dem Gebiet der Information sowie der Kultur- und Bildungsmaßnahmen aufzufangen.

Das KKW Temelin wirkt sich schwerwiegend auf Kulturgüter aus. Das KKW stellte während der Bauphase einen schwerwiegenden Eingriff in die historische Kulturlandschaft dar (völlige oder teilweise Zerstörung von vorgeschichtlichen und mittelalterlichen archäologischen Denkmälern in einem relativ breiten Umkreis des KKW).

Der KKW-Betrieb dürfte sich auf die immateriellen Kulturwerte nicht negativ auswirken, ausgenommen von schwer definierbaren Auswirkungen der ästhetischen Veränderungen in der Landschaft auf die Bevölkerung.

Für die Betriebsphase des KKW Temelin werden keine sichtbaren Auswirkungen auf Kulturdenkmäler angenommen. Sachgüter und Kulturerbe im untersuchten Gebiet sind Umweltverhältnissen mit niedriger bis mittelstarker Aggressivität ausgesetzt. Die Belastung wird sich nach der Inbetriebnahme des KKW nicht erhöhen.

Empfehlung: Rechtzeitige Ankündigung der beabsichtigten Geländearbeiten und Erstellung von Vorschriften für die archäologische Bauaufsicht. Als Ausgleich für die Auswirkungen des KKW auf die historische Landschaftsstruktur wird empfohlen, dass der KKW-Betreiber für das weitere Schicksal der immateriellen Kulturwerte im KKW-Umland, einschließlich weiterer ca. 65 Kulturdenkmäler, Verantwortung übernimmt.

Bei schwerwiegenden Veränderungen der Luftverschmutzung (Monitoring) wird empfohlen, von spezialisierten Unternehmen eine direkte Korrosionsprüfung an ausgewählten Objekten durchführen zu lassen und auf diese Art und Weise die Korrosionsaggressivität festzustellen.

Bei Feststellung von eindeutig interpretierbaren Temperatur- und Feuchtigkeitsveränderungen im Umland sind Maßnahmen zu ergreifen, die den Schutz des Kulturerbes, mit berücksichtigen sollten.

Schlüsselproblem: (A) flüssige radioaktive Abfälle (B) feste radioaktive Abfälle (C) abgebrannter Brennstoff (D) Kommunalabfälle Die Behandlung der radioaktiven Abfälle ist mit Hinblick auf die anschließende Lagerung dem Anspruch auf deren Minimierung untergeordnet. Die verwendete Konzentrationstechnologie bringt keine bedeutende Risiken mit sich und die tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt werden minimal sein. So tragen auch die festen radioaktiven Abfälle minimale Risiken für die Umwelt. Die Behandlung des abgebrannten Brennstoffs, d. h. Lagerung, Transport und Lagerung im Tiefenlager, stellt keine unlösbaren technischen und technologischen Probleme und keine bedeutenden Umweltrisiken dar.

Empfehlung: Im Einklang mit der anerkannten Konzeption für die Behandlung des abgebrannten Brennstoffes sollte im angemessenen Zeithorizont die Lagerung des abgebrannten Brennstoffes aus den Kernkraftwerken in der Tschechischen Republik im Tiefenlager gelöst werden.

Möglichkeiten der Entstehung von Unfällen: Auf Grundlage der durchgeführten Untersuchung kann man konstatieren: Die Bewertung der Strahlenfolgen aus ausgewählten Referenzunfällen des KKW Temelin zeigt, dass auch bei Verwendung konservativer Voraussetzungen die Ergebnisse ausschließen, dass es zur Gefährdung der Gesundheit der Bevölkerung der Tschechischen Republik oder der Nachbarländer Österreich und Deutschland kommen könnte. Die Katastrophenschutzplanung und Katastrophenschutzbereitschaft befindet sich auf einem hohen Niveau und basiert auf internationalen Empfehlungen und internationaler Praxis und garantiert eine wirkungsvolle Anwendung bei Eintritt einer Unfallsituation.

Empfehlung: Als Perspektive die Beseitigung der sehr hohen Konservativität der Berechnungen und Übergang auf die Bewertung nach der Methode best - estimate und Vergleich der heimischen Rechenprogramme mit den ausländischen. Regelmäßige Einübung der Katastrophenschutzbereitschaft und eine eventuelle Erneuerung der Katastrophenschutzpläne, die für schnellen Informationsaustausch, Aktionsfähigkeit und Koordination der Katastrophenschutzmaßnahmen notwendig ist.

Nicht-technische Zusammenfassung: In der Schlussfolgerung der Bewertung (UVP) einigten sich die Autoren in Großen und Ganzen eindeutig darauf, dass die Auswirkungen des KKW Temelin auf die Umwelt niedrig, unbedeutend und annehmbar sind, und dies sowohl im Normalbetrieb, wie auch unter Unfallbedingungen. Sowie die Experten der nuklearen Sicherheit aufmerksam die Wirkungsfähigkeit der Sicherheitssysteme des Kernkraftwerks und dessen Fähigkeit auf außerordentliche Situationen zu reagieren verfolgen, so halten es die Umweltschutzexperten und Gesundheitsexperten für notwendig, kontinuierlich und systematisch den Zustand der Umwelt in den nahen und entfernteren Umgebung des Kraftwerks zu beobachten, die Ergebnisse des Monitorings regelmäßig auszuwerten und auf der Grundlage dessen die notwendigen Maßnahmen für den weiteren Betrieb des KKW vorzuschlagen.

Daher wird bei den Maßnahmen ein so große Aufmerksamkeit vor allem dem Monitoring und der Postprojektanalyse gewidmet. Dies ist die Rückkopplung und Kontrolle der Richtigkeit der Annahmen, unter denen die Meinung über die Ausmaß der Umweltauswirkungen des Kraftwerks formuliert wurde.

Selbstverständlich sind auch Experten nur Menschen und durchleben ihren normalen menschlichen Bedenken, Ängste und Unsicherheiten. Sie verstehen, dass alle Menschen ähnliche Bedenken haben. Es handelt sich viel mehr darum, in welchem Ausmaß man unterbewusste Angst durch die Erkenntnis der Wirklichkeit überwinden kann, welches Risiko wir zu akzeptieren bereit sind. Aber dies ist eine Entscheidung, die wir jeden Tag treffen müssen.

Bei diesem Vergleich ist die Angst vor den Auswirkungen des Betriebs des KKW Temelin auf die Umwelt rational gesehen nicht vergleichbar mit der Angst, mit der wir täglich unser Heim verlassen, uns in unsere Autos setzen und unsere alltäglichen Entscheidungen treffen. Jeder muss mit seiner Angst sicherlich selbst fertig werden.

Die Aufgabe des Staates ist es auch in einer so außerordentlichen Angelegenheit wie es ein Kernkraftwerk ist, ein Ausmaß an Risiko zu garantieren, das für den Großteil der Bevölkerung akzeptabel ist, die Aufgabe der Zivilgesellschaft ist es, den Staat in dieser Richtung zu kontrollieren. Und daher ist es auch so wichtig, dass jeder, der sich dafür interessiert, die Möglichkeit hat, sich an der öffentlichen Diskussion über die Umweltauswirkungen von Temelin zu beteiligen, sei es nun schriftlich oder bei der öffentlichen Anhörung in Ceske Budejovice am 25. April 2001, vorläufig auch am 9. Mai in Linz.

Die Frist für die Eingabe von Stellungnahmen zur veröffentlichten UVP-Dokumentation zu Temelin läuft bis zum 10. Mai 2001.

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