Klamaukiges Zaubermärchen

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Zuckerlbiedermeier in einer spannungslosen Interpretation.

Biedermeier-Spektakel oder das, was man sich darunter vorstellt, beleben das Piestingtal auf allen Ebenen. Ein Großaufgebot an klingenden Namen aus Kunst und Kultur zieht neben kulinarischen Leckerbissen bis Ende August ins Raimundviertel.

Zum elften Mal inszeniert Ernst Wolfram Marboe den Genius loci im Gutensteiner Theaterzelt so, dass für jeden Besucher ein bisserl was dabei ist. "Der Diamant des Geisterkönigs" wird unter seiner Führung zum sommerlich-klamaukigen Zaubermärchen. Auf der naiven Kulissenbühne (Herwig Libowitzky) folgt das Ensemble dem Grußwort des Landeshauptmannes: Es präsentiert und musiziert und tanzt und winkt volksnah ins höhere Reich des Geisterkönigs von Ernst Grissemann, der auf Wienerisch den Schmäh ins Feenreich holt. Recht jovial wird vom Zuckerlbiedermeier in die Gegenwart gesprungen, mit musikalischen Regie-Einfällen à la ORF-Wurlitzer von zeitgenössischen Schlagern über Wiener Lieder in bekannte Operettenmelodien gesurft.

Der wahre Raimundsche Diamant ist aber freilich die Liebe, Rita Nikodem singt die entsprechende Allegorie Amine vortrefflich. Musicalstar Luzia Nistler ist eine kecke Mariandl. Mit Christian Futterknecht als famoser Diener Florian, Andreas Steppan als Veritatius und Erika Mottl als Hoffnung sind auch ein paar richtige Schauspieler dabei. Ein bisserl Ballett schafft jene romantische Stimmung, in der der jugendliche Held (Jakob Seeböck) seine abenteuerliche Reise zum Glück antritt. Recht spannungslos bewältigt er sämtliche (unmoralische) Schwierigkeiten, die musikalische Stimmungsmacher ankündigen. In der Leichtigkeit des Sommertheaters trüben alberne Politik-Anspielungen und Vatikan-Verlacher diese phantasielose Interpretation. Nostalgische Erwachsenenmärchen sind das eine, aber populistisches Milieutheater, das hat Raimund nicht verdient.

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