Klassizismus und Biedermeier in edelstem Ambiente

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Das Liechtenstein Stadtpalais wird zurzeit aufwändig und liebevoll renoviert. Ab Ende 2011 soll es als zweiter Standort des Liechtenstein Museums, neben dem Gartenpalais in der Rossau, fungieren.

Künstlerversorgungshaus - so nannten die Wiener das Stadtpalais der Familie Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Denn das prunkvolle Gebäude in der Innenstadt, das als erstes bedeutendes Architekturmonument des Hochbarock gilt, beschäftigte Generationen von Handwerkern und Künstlern. Das Palais war nicht nur wegen seiner phantastischen Innenausstattung legendär, sondern auch wegen seiner "modernen" technischen Raffinessen. So gab es etwa eine hausinterne Sprechanlage aus Kautschuk-Seide-Schläuchen mit Elfenbeinmundstücken oder eine versteckte Aufzugsanlage, durch die der Fürst sich unbeobachtet vertikal durch das mehrstöckige Palais bewegen konnte.

Eine Versorgungsanstalt für Hunderte von Handwerkern, Architekten, Restauratoren und Kunsthistorikern ist das Baujuwel auch heute wieder. Gerade in Zeiten wie diesen scheint es geradezu utopisch, was sich derzeit unmittelbar hinter dem Burgtheater abspielt. Denn dort wird unter der Leitung des Architekturbüros Wehdorn in einem rasanten Tempo das gesamte Palais detailgetreu und liebevoll renoviert. Laut Plan soll es im Dezember 2011 als zweiter Standort des Liechtenstein Museums eröffnet werden - und auf 1200 m2 neben den Ausstellungsräumen auch eine luxuriöse Veranstaltungsfläche und die Wiener Niederlassung der Bank der Fürstenfamilie (LTG) beherbergen. Diese dürfte trotz Krise gut aufgestellt sein, wird doch die Renovierung und Umgestaltung des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Baus sagenhafte 80 Millionen Euro verschlingen. Jeden Monat fließen derzeit 4,5 Millionen in die Bau- und Renovierungsarbeiten, die gänzlich von Fürst Hans-Adam II. getragen werden. Für Wien eine enorme Bereicherung, denn das Gebäude ist kunsthistorisch mehr als wertvoll. Und dass Direktor Johann Kräftner auf höchste Sensibilität bei der Renovierung historischer Substanz achtet, war schon bei der Eröffnung des Gartenpalais' vor fünf Jahren zu sehen.

Ein Juwel sondergleichen

Allein das derzeit noch komplett eingerüstete monumentale Stiegenhaus mit den Skulpturen des Barockbildhauers Giovanni Giuliani und den Stuckarbeiten von Santino Bussi ist ein Juwel sondergleichen. Spannend ist auch die Mischung aus Barock und Neorokoko, denn der nach Plänen von Domenico Martinelli Anfang des 18. Jahrhunderts vollendete Barockbau erfuhr Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Umgestaltung im Stil des "Zweiten Rokokos".

Ursprünglich diente das Stadtpalais als Residenz des Fürsten und war zugleich schon eine Art Galerie, in der ab 1705 die Highlights der Fürstlichen Sammlung präsentiert wurden. Allerdings wechselte die Gemäldegalerie hundert Jahre später ins Gartenpalais in der Rossau. In zweieinhalb Jahren wird dann das jetzige Liechtenstein Museum der Barockkunst gewidmet sein, während das Stadtpalais hochkarätige Bilder, Möbel und Skulpturen des Klassizismus und des Biedermeier zeigen wird.

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