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Inmitten einer ursprünglichen Lebenswelt wurden sie zu Pionieren der modernen Malerei: "Boeckl, Kolig & Co" in einer Großausstellung an vier Kärntner Schauplätzen.

Eine Großausstellung über Klassische Moderne in Kärnten stellt die Künstler dieser Zeit als "Eremiten - Kosmopoliten" vor: Vier Schauplätze in Klagenfurt, Bleiburg und Nötsch sorgen bis Mitte Oktober für eine komplexe Übersicht über die Moderne Malerei in Kärnten von 1900 bis 1955. In der Schau sind "Boeckl, Kolig & Co"mit über 400 Leihgaben aus nationalen, internationalen, privaten und öffentlichen Sammlungen vereint, wobei einige Werke noch nie in Kärnten zu sehen waren.

Knotenpunkt der Künstler

Ermöglicht werden dadurch ein umfassender Überblick und die Präsentation der Hauptwerke der wichtigsten Vertreter, aber auch neue Perspektiven und Fakten. Eine Reverenz der beiden Kuratoren Agnes Husslein-Arco und Matthias Boeckl an den gemeinsamen Großvater Herbert Boeckl ebenso wie an seine Zeitgenossen. Sie wollen Kärnten nicht "als abgegrenztes Handlungsfeld" darstellen, sondern "als Knotenpunkt vielfältigster gesellschaftlicher, künstlerischer und biografischer Beziehungen". "Praktisch alle bedeutenden Künstler, die hier arbeiteten, wählten Kärnten, von außen kommend, unter zivilisationskritischen Auspizien als Versuchsstation moderner Malerei in einer ursprünglichen Lebenswelt - oder sie waren hier aufgewachsen und verließen das Land aus genau denselben Gründen in Richtung großer Kunstmetropolen", schreibt Agnes Husslein-Arco im Begleitbuch. Die Unruhe der Künstler, ihre Sehnsucht sowohl nach urbaner Befruchtung als auch nach Rückzug in die - nicht unbedingt nur idyllische - Ruhe künstlerischer Vertiefung waren das typische Merkmal, das der Ausstellung den Namen gibt.

Schritt in die Moderne

Als Sebastian Isepp, Sohn des Nötscher Dorfwirts, 1908 in Wien ausstellte und sein Freund Franz Wiegele folgte, waren die ersten Schritte der Moderne in Bezug auf Kärnten gesetzt. Zu den beiden gesellte sich Anton Kolig aus Neutitsche in Mähren. Hier wurde der Grundstein für den späteren Nötscher Kreis gelegt. Befreundet mit Egon Schiele, Anton Faistauer und Oskar Kokoschka, gehörten sie in Wien auch der "Neukunstgruppe" an.

So präsentieren sich als Einstieg dem Besucher im Museum Moderner Kunst Kärnten in Klagenfurt Selbstporträts von Pionieren der modernen Malerei, der größte Teil Kärntner oder mit Bezug zu Kärnten, die modernes Lebensgefühl ausstrahlen wollten. In diesem Museum, das in der alten Klagenfurter Burg untergebracht ist, werden die Übergänge der Kunstentwicklung vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg gezeigt, einschließlich der wichtigen Hauptwerke, des Niederschlags traumatischer Erlebnisse und des Rückzugs in ursprüngliche Lebenswelten. In dieser Zeit wurde die Symbolkraft des Körperlichen deutlicher, aber auch die Familienszenen und -porträts sowie das Landschaftsthema.

Eben diese zurückhaltenden Genres - bis zur Allegorie der Landschaft - wurden dann Merkmale der inoffiziellen Kunst während der NS-Zeit. Sie wird in der Ausstellung in der Stadtgalerie Klagenfurt beleuchtet. Hier werden erstmals auch der offizielle Kärntner Kunstbetrieb und die Kunstpolitik der Nationalsozialisten dokumentiert. Die Künstler reihten sich zwischen Mitläufertum und zaghaftem Widerstand ein.

Kärntner Kosmopoliten

Nach 1945 wurden die persönlichen und künstlerischen Einschnitte sichtbar. Junge Maler sahen sich nach den internationalen Standards um, Herbert Boeckl wandte sich der Abstraktion zu. Die Vertreter der informellen Malerei standen schon bereit: Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Wolfgang Hollegha, Hans Staudacher, Hans Bischoffshausen, Johann Fruhmann.

In den einsamen Rutarhof in Unterkärnten hatte sich der aus Elberfeld stammende Werner Berg zurückgezogen, nicht ohne freilich Kontakte zu anderen zeitgenössischen Künstlern zu unterhalten. Die für die Ausstellung zusätzlich ausgebaute Werner Berg-Galerie in Bleiburg ist daher der Schauplatz der Vertiefung des Themas "Eremiten", mit dem kraftvollen Ruvre Werner Bergs und seinen Beziehungen zu Emil Nolde, Herbert Boeckl und anderen Künstlerfreundschaften Zeugnis expressionistischer und sachlicher Malerei aus Deutschland und Österreich.

Als "Kosmopoliten" werden im Museum des Nötscher Kreises in Nötsch im Gailtal Herbert Boeckl, Jean Egger, Arnold Clementschitsch, Reinhold Kraßnig, Anton Kolig, Franz Wiegele, Anton Mahringer, Gerhart Frankl und andere vorgestellt. Sie waren die Reisenden, Unruhigen. Paris und vor allem die Mittelmeerküste inspirierten die Künstler, die dort auch zeitweise lebten.

eremiten - kosmopoliten

Von den Anfängen bis zum "Anschluss"

Museum Moderner Kunst Kärnten

Burggasse 8, 9020 Klagenfurt

www.museummodernerkunst.ktn.gv.at

Vom 2. Weltkrieg bis zum Staatsvertrag Stadtgalerie Klagenfurt

Theatergasse 4, 9020 Klagenfurt

www.stadtgalerie.net

Expressionismus und Melancholie

Werner Berg-Galerie

10. Oktoberplatz 4, 9150 Bleiburg

www.berggalerie.at

Am Ursprung der Moderne

Museum des Nötscher Kreises

Haus Wiegele Nr. 39, 9611 Nötsch/Gailtal

www.noetscherkreis.at

Öffnungszeiten an allen 4 Standorten:

Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr

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