Königliche Unterhaltung

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Es ist nicht leicht, den großen Werken der Theatergeschichte gerecht zu werden. Stephan Müllers Inszenierungen historischer Bühnenstoffe schaffen den schwierigen Spagat, sowohl Publikum als auch Kritik gleichermaßen zu überzeugen. Mit seinem nüchternen Inszenierungsstil konnte der Schweizer Regisseur auch am Volkstheater reüssieren und bei Friedrich Schillers Königinnendrama "Maria Stuart“ geht seine innovative Klassikerinterpretation erneut auf.

Das Spiel um Macht und Intrigen eröffnet eine Truppe junger Männer mit nacktem Oberkörper. Im Kung Fu-Stil fegen die Trabanten der Königin über die Bühne und sammeln Beweise für die Schandtaten der Stuart. Die Entscheidung über Leben und Tod der Konkurrentin fällt Elisabeth nicht leicht, hadernd versucht sie ihr Urteil immer wieder hinauszuzögern. Beide geben sich unerbittlich, vergangene Täuschungen und Enttäuschungen haben ihre Spuren hinterlassen. Doch die zwei Frauen sind nur Marionetten einer intrigenspinnenden Beraterschar, die ganz in grau gekleidet, das Geschehen aus dem Hintergrund lenkt.

Einzig Mortimer, dem selbsternannten Retter der schottischen Königin ist zu trauen, er versagt aber auf ganzer Linie, Jan Sabo spielt ihn als aufgeregten Prinz Charming im roten Anzug. Martina Stilp glänzt als zornige und zugleich verletzliche Maria, während es Andrea Eckert als Elisabeth deutlich schwerer fällt, der Rolle Kraft zu verleihen, erst im zweiten Teil gewinnt ihr Spiel an Kontur.

Fesselnder Politthriller

Das fiktionale Historiendrama ist als fesselnder Politthriller gestaltet. Die fünf Aufzüge sind kompakt gekürzt, das hält die Aufmerksamkeit hoch, filmische Akzente schafft zusätzlich die Musik Wolfgang Mitterers. Wenig Interaktion zwischen den Schauspielern, ein gehetzter Deklamationsstil mit viel Pathos in der Stimme und ein enger Bühnenraum, der von einer überdimensionalen Holzwand bestimmt wird, machen die bedrohliche Atmosphäre noch deutlicher. Müller enthält sich einer zeitgenössischen Interpretation des Dramenklassikers, er setzt mit seiner straffen und schnörkellosen Inszenierung ganz auf die spannungsgeladene Unterhaltung des Publikums, mit Erfolg.

Maria Stuart - Volkstheater

3., 6., 8., 13., 20., 24., 26., 31. Jänner

4., 9., 15., 18., 27. Februar

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