Kollektiver Freudentaumel seit George Washington

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Er hatte alle 69 Wahlmännerstimmen erhalten. Am 7. April 1789 sandte der Kongress einen Boten nach Mount Vernon, dem Landgut von George Washington in der Nähe der heutigen Hauptstadt, um dem General die Wahl zum ersten Präsidenten zu verkünden. Seine Reise zur Amtseinführung nach New York war ein Triumphzug: Mehr als 10.000 warteten in Baltimore, in Philadelphia waren es noch mehr, in Trenton/New Jersey warfen weiß gekleidete Mädchen Blumen nach dem Neugewählten, die Älteren sangen ihm das Lied "The Defender of the Mo- thers, The Protector of the Daughters".

Den Hudson River überquerte Washington auf einem Schiff, von weiß gekleideten Seeleuten gesteuert und von den Klängen des "God Save the King", das für den republikanischen Anlass mit einem neuen Text versehen worden war, begleitet. Vor der Federal Hall in New York legte der erste Präsident der USA am 30. April 1789 seinen Amtseid ab und hielt seine Inaugural Address: Diese Rede zur Amtseinführung ist heute ebenso Bestandteil der Inauguration eines Präsidenten wie ein in Europa kaum gekannter kollektiver Freudentaumel.

Doch die Wahl Washingtons war nach heutigem Rechtsempfinden ein wenig "trickreich" ermöglicht worden. Wie es zum ersten Präsidenten und seinen 43 Nachfolgern kam, hat der deutsch-amerikanische Sachbuchautor Ronald D. Gerste im Band "Duell ums Weiße Haus" zusammengestellt. Dass es auch in God's Own Country nicht immer hehr zuging, erfährt man in diesem kurzweiligen wie informativen Buch ebenso wie die Tatsache, dass auch Franklin D. Roosevelt, einer der Überväter der US-Nation, das Spiel mit schmutzigen Tricks gut beherrschte.

In Kurzfassung erzählt Gerste über unbekannte Präsidenten wie über die aus europäischer Sicht mitunter seltsam anmutenden politischen Prozeduren rund um die Präsidentschaft. "Duell ums Weiße Haus" wurde vor der Wahl Obamas geschrieben - es erweist sich aber auch danach als empfehlenswerte Einführung in die Geschichte der Präsidenten des Landes. (ofri)

Duell ums Weiße Haus Amerikanische Präsidentschaftswahlen von George Washington bis 2008

Von Ronald D. Gerste. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008.

228 S., kt., e 20,50

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