Konkurrenz und Beliebigkeit

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Gewaltige Veränderungen in Wiens Museumslandschaft

Entsetzen beim österreichischen Kunsthistorikerverband: Die Museumsordnung der im September nächsten Jahres wieder eröffnenden Albertina lege den Verdacht nahe, dass einem "Kunsthallenbetrieb" der Weg geebnet werden solle. Die Kunsthistoriker sehen Anlass zur Befürchtung, dass die Stücke der weltberühmten Graphischen Sammlung der Albertina in Zukunft primär für Leihgaben-Gegengeschäfte herhalten müssen.

Überraschend ist diese Entwicklung nicht, wurde doch mit Klaus Albrecht Schröder ein Direktor bestellt, dessen erklärtes Ziel Ausstellungen mit großen Namen sind, die Hunderttausende Besucher anlocken. Vielmehr ist sie ein Symptom der derzeitigen gewaltigen Veränderungen in Wiens Museumslandschaft, die einerseits mit einem allgegenwärtigen Quotenzwang zusammenhängen, andererseits mit dem neuen Publikumsmagneten Museumsquartier.

In Zukunft werden Albertina und das Kunstforum der Bank Austria mit Blockbuster-Ausstellungen um Publikum buhlen, in ständiger Konkurrenz mit dem Leopold-Museum. Das Museum moderner Kunst, die Kunsthalle und das MAK werden versuchen, mit Zeitgenössischem zu punkten. Und mit der Österreichischen Nationalbibliothek, die gerade einen Professionalisierungsschub durchmacht, betritt ein neuer Player den Ausstellungsmarkt, der mit seinen eigenen Schätzen dem Kunsthistorischen Museum mit seinen diversen "Gold-" und "Schätze"-Ausstellungen Konkurrenz machen könnte.

Konkurrenz belebt das Geschäft und hebt die Qualität, heißt es in der Wirtschaft. Ob das auch für den Ausstellungsbetrieb gilt, darüber lässt sich streiten. Denn die heimischen Kulturinteressierten haben keine wundersame Vermehrung erfahren, und für einen Einzelnen ist es schon fast unmöglich geworden, das gesamte Kulturangebot Wiens zu bewältigen. Die Aussteller können nur darauf setzen, dass immer größere Touristenmassen durch immer beliebigere Schauen trotten.

Dass dabei so manche Institution auf der Strecke bleiben könnte, zeigt das Beispiel des Künstlerhauses. Da sich der Bund ausreichend mit Ausstellungsfläche versorgt sah, ließ er einen Kooperationsvertrag auslaufen, sodass das traditionsreiche, zuletzt höchst erfolgreiche Haus seiner finanziellen Basis beraubt wurde und nun nur noch mit halber Kraft fahren kann.

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