Konstanten des Lebens

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Braucht es einen Gott, um das Sterben zu ertragen? Eine Frage, die sich "Spiegel TV Magazin“ am Sonntag auf RTL stellte. Und in aller Nüchternheit letztlich die alte These unterstützte, die Religionen wären nur erfunden worden, um die Angst vor dem Tod zu mildern. Tatsächlich hat der Sterbebetrieb in unseren Breiten etwas Industrielles an sich: Da gibt es allein in Hamburg jährlich 700 "Zwangsbestattungen“ für Menschen ohne Angehörige, die schließlich als Urne mit einer Nummer unter der Erde landen.

Bestatter glauben andernorts zwar schon an Gott, aber dann doch lieber an das Geld, das sie mit dem Sterben verdienen. "Wir leben von der Trauer der Hinterbliebenen“, gibt ein Bestatter zu und präsentiert den beliebtesten Sarg seines Sortiments: "Schwere Eiche, 1800 Euro“. Ein anderer Beitrag zeigte, dass man im Hospiz nicht nur auf das Ableben wartet, sondern auch mal mit der Zimmernachbarin bei Kaffee und Kuchen sitzt. Ob es denn etwas nach dem Tod gäbe? "Sicher muss da was sein“, sagt eine krebskranke Frau. Wer erst einmal tot ist, wird zumindest wirtschaftlich schnell "bearbeitet“: "Spiegel TV“ zeigte auch, wie man eine Wohnung, in der 50 Jahre lang gewohnt wurde, in nur neun Stunden ausräumt. Ein halbes Jahrhundert an Erinnerungen, einfach weg. Ein paar Tränen der Angehörigen.

Doch der Tod sollte nicht zum Weinen sein, wie in vielen Beiträgen der thematisch gut zusammengestellten Sendung betont wurde. "Keine Tränen mehr“, so endet dieses TV-Magazin.

Die Tränen durfte man dafür bereits während der höchst sensibel programmierten Werbepause vergießen: Als sich in der Zalando-Werbung verzweifelte Frauen um günstige Mode prügeln. Was nach dem Tod kommt, weiß niemand, nur so viel steht fest: Nach der Werbung ist vor der Werbung. Immerhin eine der wenigen Konstanten im Leben.

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