"Konzert" ohne Risiko

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Hermann Bahrs Erfolgsstück am Wiener Volkstheater.

In der vorletzten Spielzeit ihrer Direktions-Ära geht Hausherrin Emmy Werner mit Hermann Bahrs "Das Konzert" auf Nummer sicher. Ein Schauspielerstück mit fast hundertjähriger Erfolgsgeschichte, für das Werner die Stars des Volkstheaters versammelt: Mit Andrea Jonasson, Wolfgang Hübsch, Erni Mangold und Heinz Petters besetzt sie die Publikumslieblinge des Hauses, Garanten für ausverkaufte Vorstellungen.

Werner ergibt sich einerseits der Bahrschen Koketterie mit dem bürgerlichen Frauenbild, aktualisiert andererseits mittels Handy und Selbstbräuner, die nichts anderes bewirken, als die Spuren der Zeit sichtbar zu machen. Die Inszenierung entscheidet sich nicht zwischen dem Ton der Gesellschaftskomödie und dem Anspruch zum Emanzipationsdrama. Doch Bahr ist nicht Ibsen, und wenn Werner am Ende Marie ihre Koffer packen lässt, dann beschwert sie unnötig jene Leichtigkeit, die den Bahrschen Lustspielen zu eigen sind.

In der teilweise ironisierenden Ausstattung von Andrea Bernd wird leider allzu platt aus der gnädigen Frau eine flippige Junggebliebene, der man den Kampf um den versnobten Kauz alias Starpianist Gustav Heink gerne ersparen möchte. Als solcher poltert nämlich Wolfgang Hübsch durch sämtliche Künstlerklischees. Aber gerade jener spielerisch-kindliche Zug, mit dem Bahr seinen unwiderstehlichen Maestro zeichnet, will Hübsch so gar nicht gelingen. Uncharmant stapft er wie ein trotziger Bub auf, wenn es um sein maßloses Bedürfnis nach weiblicher Bewunderung geht. Andrea Jonasson zeigt hingegen all die feinen Töne dieser eleganten Frau, die klug ihre Ehe retten will, ohne weiterhin die notorische Untreue ihres Gemahls ertragen zu müssen.

Chris Pichler outriert die Leidenschaft der Schülerin Eva Gerndl, übertrieben exaltiert, während Julia Cencig die bezaubernde Naivität der Delfine glaubhaft macht. Ganz der Charakterkomödie verpflichtet, geht die wunderbare Erni Mangold als Pointensiegerin hervor, eine Pragmatikerin, deren Mann Pollinger mit Heinz Petters treffsicher besetzt ist. André Pohl zeigt sich verlässlich als komisch-skurriler Dr. Jura in diesem Solisten-Stück, dem anständiger Applaus gezollt wurde.

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