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Nein, keine Sorge, ich werde nicht über das Kopftuch sprechen, und ob es nach unseren Großmüttern jetzt auch jungen Frauen erlaubt sein soll, eines zu tragen. Diese Frage ist komplexer, als ich hier tue, aber auch eine andere Kopfbedeckung hat es durchaus in sich. Oder besser auf sich, denn man trägt die Baseballkappe ja nicht im, sondern auf dem Kopf. Obwohl, nicht einmal da bin ich mir sicher. Wie es in Österreich einen Typus gibt, dem man gerne einen inneren Gamsbart zusprechen möchte, so scheint auch das Tragen einer Baseballkappe nicht nur eine Äußerlichkeit zu sein.

Immerhin begegnen wir in unseren Städten schon mehr Männern mit einer Baseballmütze als Frauen, die ein Kopftuch tragen. Was wollen sie uns sagen, die sie abwechselnd einen Walkjanker, Anorak, Lodenmantel, Trenchcoat anziehen, aber dazu bei jedem Wetter diese alberne Schirmmütze auf dem Kopfe haben? Unlängst stand ich neben einem Pensionisten, dessen Haupt von einer knallroten Baseballkappe bedeckt war, auf der nichts stand als "Earth". Er mochte damit wohl nur verleugnen, dass er in geheimer Mission vom Mars kam. Aber sein Kompagnon, auf dessen blauer Kappe "Colorado Ravens" prangte, demonstrierte der für eine radikale Tierschutzgruppe oder einen unbekannten Sportverein? Und der elegante Herr im Blazer, der mit "Dallas 88" durch die Straßen zog?

Ich vermute, die Kappe wird aus propagandistischen Gründen getragen und soll Reklame für eine Welt machen, in der wir als Alte noch jung, als Kranke gesund, als Arbeitslose optimistisch sein müssen und allezeit bereit, das Leben für ein Baseballspiel zu halten, in dem jeder die gleiche Chance auf den Sieg hat. Ich gebe daher zu bedenken, ob sich im demonstrativen Tragen von Baseballkappen nicht ein unseren abendländischen Traditionen feindlicher Fundamentalismus manifestiert, dem wir mit allen rechtskonformen Mitteln Einhalt gebieten müssen.

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